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Vor 50 Jahren wurde in Wien "Magnum - Zeitschrift für das moderne Leben" gegründet.

Legendär ist ihr Ruf bis heute: Karl Paweks Magnum, welches ab 1954 in Wien erschien, vier Jahre später nach Deutschland verkauft und 1966 eingestellt wurde. Magnum, das zu seiner besten Zeit mit etwa 25.000 Stück auf dem Markt war, wirkte vor allem als Foto-Zeitschrift. Zusammengestellt von Pawek wirkten die Schwarzweiß-Bilder vor allem aufgrund ihrer ungewohnten Zusammen- bzw. Gegenüberstellung, die gemäß Pawek "zu völlig neuen Gedanken verleiten sollten". Auch wenn so bekannte Autoren wie Friedrich Heer, der langjährige ORF-Reporter Friedrich Hansen-Löwe, der Kunstkritiker und Promoter des Art Clubs Alfred Schmeller oder Karl Bednarik regelmäßig für Magnum schrieben: "In Erinnerung bleibt die großformatige Monatszeitschrift vor allem aufgrund ihrer spezifischen Fotos bzw. Foto-Montagen", meint die Kunsthistorikerin Margarethe Szeless, die sich derzeit im Rahmen eines Forschungsprojektes am Institut für Kulturwissenschaften (IFK) mit der Wirkungsgeschichte von Magnum auseinandersetzt.

Moderne für Konservative

Sich selbst als Wegbereiter der Moderne definierend, bezweifelt Szeless aber den damit mitschwingenden Avantgarde-Anspruch. Viel eher war Magnum für die 31-Jährige ein Multiplikator der klassischen Moderne. Magnum machte die Moderne "für das konservativ bildungsbürgerliche Publikum in Wien verdaubar", meint sie. Das Prekäre, die Brüchigkeit der Moderne lässt sich in den Abbildungen nicht verorten. Der Reiz von Magnum, welches mit Themenheften über "Die kleinen Menschen", "Die junge Generation" oder "Die Flut der Bilder" reüssierte, lag auch darin begründet, die Moderne bruchlos der Vergangenheit hinzufügen zu können.

Zugleich, und auch das erweckt an Magnum bis heute Neugierde, reklamierte Pawek wie selbstverständlich christliche Positionen für die Gegenwart ein: Nur so sind die diversen Sujets und Montagen mit Klerikern und Nonnen in modern-künstlerischem Ambiente, aber auch das visuelle Spiel mit Zitaten aus der Heiligen Schrift zu verstehen. Natürlich, mit Karl Pawek stand Magnum kein unbeschriebenes Blatt vor, sondern der ehemalige Chefredakteur der pause, der wichtigsten Kulturzeitschrift des Ständestaates. Pawek, auch in der Erinnerung von Zeitgenossen ein tiefgläubiger Katholik, diente sich nach 1938 dem NS-Regime an. Trauriger Höhepunkt war sein Verrat der Widerstandskämpfer und Patrioten in Uniform, Biedermann, Huth und Raschke zu Kriegsende, die noch am 8. April '45 in Floridsdorf hingerichtet wurden.

Konkurrenz durch "Forum"

Obwohl Pawek, der im Impressum von Magnum erst 1955 auftaucht, klar aus dem katholisch-ständestaatlichen Lager kam, wurde Magnum, laut Szeless, nicht unbedingt als "katholisches Blatt", sondern viel eher als avancierte Foto-Zeitschrift im Sinne des US-Magazins Life oder dem Schweizer Pendant du rezipiert.

Dennoch meint Szeless, spezifische Kontinuitäten zur pause festmachen zu können. Auch in Magnum steht konstant die Frage nach dem Menschen "an sich" im Mittelpunkt, eine christliche Position, die sich Pawek nachweislich in der Auseinandersetzung mit der Universalismus-Theorie Othmar Spanns, einem der wichtigsten und prägendsten Historiker und Wissenschaftler der dreissiger Jahre in Wien, bereits in jungen Jahren erarbeitet hatte. Der heute so bekannte Fotograf Franz Hubmann verdiente sich bei Paweks Magnum seine ersten Sporen, den Rest an Fotos organisierte sich das vier- bis fünfköpfige Redaktionsteam hauptsächlich von der Bildagentur Magnum. Sonderlich viel Geld stand der Redaktion in der "Wiener Zeit", also bis 1958, niemals zur Verfügung. Im Unterschied zum zeitgleich gegründeten Forum, welches unter der Chefredaktion Friedrich Torbergs eindeutig westliche Position im Kalten Krieg bezog und sich aus wohldotierten Geldern der CIA speiste, finanzierte sich Magnum durch Sonderdrucke für die Tourismuswerbung bzw. mit der Herausgabe von Jubiläumsbroschüren für das Burgtheater.

Tipp:

Am 22. März referiert Margarethe Szeless über die Geschichte von "Magnum" am IFK (1010 Wien, Reichsratstrasse 17, 18 Uhr) Infos: www.ifk.ac.at

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