Nichts für Einzelkämpfer

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Reicht eine einzige staatliche Filmschule, um künstlerische Vielfalt zu sichern? Kritische Anmerkungen wider ein "Monopol"

Autodidakten wie Virgil Widrich sind selten geworden in Österreich. Widrich hatte mit den Kurzfilmen Copy Shop (Oscar-Nominierung 2002) und Fast Film (Wettbewerb um die Goldene Palme, 2003) große Erfolge - doch er hat nie das einzig anerkannte universitäre Institut besucht: Die Wiener Filmakademie.

Eine universitäre Ausbildung sollte in der Kunst keine Vorbedingung für Erfolg sein. Doch in Österreich wird der erfolgreiche Filmnachwuchs aufgrund weniger vorhandener Ausbildungsmöglichkeiten im Filmbereich nach wie vor mit der Filmakademie gleichgesetzt. Als einzige staatliche Ausbildungsstätte verfügt man zwar nicht über unbegrenzte Budgets, wohl aber über einen Status, der es anderen Filmemachern schwer macht, an Gelder und vor allem an Öffentlichkeit für ihre Filmprojekte zu kommen.

Keine Independent-Szene

Dabei hat der österreichische Film seine Wurzeln nicht allein in den Abgängern der elitären Filmakademie - zu seinen Wesenszügen zählen auch Filmemacher, Filmgruppen und Einzelkämpfer, die fernab der Uni-Ausbildung als selbstständige Künstler Filme produzieren - ohne eine Lobby aber kaum Gehör finden. Der filmische "Underground" hat es bislang nicht geschafft, als relevante Größe in der Szene wahrgenommen zu werden.

Wer hingegen das Siegel der Filmakademie auf dem Diplomzeugnis hat, der darf sich getrost (und offiziell) Filmemacher nennen. Dass er deshalb die Budgets der Filmförderungen erhält, ist keineswegs garantiert. Aber es hilft: Wer bei Michael Haneke, Peter Mayer, Peter Patzak & Co. gelernt hat, dem wird zumindest mitunter eine Chance eingeräumt. Wirkliche Independent-Projekte, die von unbeschriebenen Blättern unter den Filmtalenten eingereicht werden, haben es da schwerer.

Man könnte vom "Austrian Mainstream" sprechen: Damit sind nicht Filme wie Hinterholz 8 oder Poppitz gemeint, sondern jene, die es mit sozialkritischen Themen und dem Blick auf die Ränder der Gesellschaft so gut verstanden haben, den österreichischen Film als eigenständige Marke auf internationalen Festivals berühmt zu machen. Natürlich: Filme wie Hundstage, Antares und letztlich auch Nordrand haben dem heimischen Filmschaffen enormen Auftrieb gegeben. Gleichzeitig aber gehen Filmschaffende mit Ambitionen jenseits dieses Mainstream ungehört am Publikum vorbei. Junge, talentierte Leute drehen Horrorthriller, Krimis, Liebesgeschichten, Action-Spektakel und Literaturverfilmungen, für die es keinen Platz gibt. Sie werden nicht als Filmemacher wahrgenommen - bestenfalls als ambitionierte Amateure.

Wenig Alternativen

Mit der Filmschule Wien ist ein alternatives Ausbildungsangebot bereits vor bald zwei Jahren grandios gescheitert. Jüngst versucht das Wiener Polycollege, den Bedarf mit einem eigenen "Filmcollege" zu decken. Ob der Versuch Früchte trägt, wird man erst sehen. Zu wünschen wäre es dem österreichischen Film allemal, denn Vielfalt muss ein Kennzeichen der Kunst sein.

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