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Michel Daëron macht mit "Atlantic Drift" ein Stück vergessene Zeitgeschichte lebendig.

Der Weg ist das Ziel. Dieses Motto galt im Jahr 1939 für rund 3000 Juden, die in einer monatelangen Odyssee über Wien und Pressburg vor den Nazis flohen und an Bord des maroden Transportschiffes "Atlantic" den Zielhafen Haifa ansteuerten. Mit an Bord: Die 17-jährige Ruth, die die steinige und mühevolle Reise in ihrem Tagebuch festgehalten hat.

Der französische Filmer Michel Daëron, bekannt für preisgekrönte Dokumentationen wie "Sibirien im Gegenlicht" oder "Das große Geheimnis Mururoa", erzählt mit seinem neuesten Werk die Geschichte einer nahezu hoffnungslosen Reise. Beruhend auf historischen Tatsachen benutzt der Regisseur das Tagebuch der jungen Pragerin Ruth als dramaturgischen Handlungsfaden für seinen Film, der aus Interviews mit Überlebenden sowie neu gedrehten Sequenzen und Originalaufnahmen besteht. Beginnend mit der Abreise in Wien wird so eine homerische Odyssee über die Donau und das Mittelmeer bis hin zu den Gewässern des Indischen Ozeans erzählt.

Um der aus dem Tagebuch vorlesenden Off-Stimme des jungen Mädchens ein visuelles Gegenstück zu bieten, blendet Daëron die bildlich zu Papier gebrachten Erlebnisse eines Mitreisenden ein und verleiht so dem Film eine faszinierende Tiefe sowie dramaturgische Vielfalt. Auch die intensiven und emotional geführten Interviews mit den überlebenden Passagieren des "Seelenverkäufers" ermöglichen dem Zuseher einen detaillierten Einblick in die schlechten Bedingungen an Bord des Schiffes und die menschenunwürdige Behandlung durch die palästinensischen und britischen Behörden. Eine sehenswerte Dokumentation voll emotionalem Tiefgang, die zugleich ein bewegendes Stück Geschichte für die Nachwelt konserviert.

IRRFAHRT DER ATLANTIC - Atlantic Drift.

Österreich, Frankreich, Israel 2002.

Regie: Michel Daëron. Mit Hanna und Shlomo Haendel, Henry Wellisch, Baruch Or. Verleih: Filmladen. 88 Min.

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