Pragmatisch in den Tod

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"Mein Leben ohne mich": Isabel Coixets bittersüße Geschichte vom Sterben - und der Lust am Leben.

Als der Arzt mit ihr über den Befund spricht, wagt er nicht, sie anzusehen. Er wirkt unbeholfen, und sie, die gerade die Hiobsbotschaft "Krebs im Endstadium" erhalten hat, tröstet ihn. Dann wischt sie sich die Tränen ab, holt ihre beiden Töchter ab und lebt ein scheinbar normales Leben weiter. Nicht jammern, nicht klagen: Die 23-jährige Ann hat sich den Pragmatismus angelernt. Wenn man mit 17 schwanger wird, mit dem arbeitslosen Ehemann in einem Wohnwagen im Garten der Mutter lebt, dann muss man früh lernen, Verantwortung zu übernehmen. So schreibt sie eine Liste, was es noch zu erledigen gibt, bevor sie stirbt...

Auch wenn die Thematik sehr traurig ist: Isabel Coixet trägt in ihrem wundervollen Drama "Mein Leben ohne mich" nie zu dick auf. Zwar handelt die Geschichte vom Abschiednehmen, vom Sterben, doch viel mehr ist es eine Ode an das Leben. Denn der Film ist nicht trist: Durch den Befund erwacht in der junge Frau erstmals die Lebenslust. Die Gratwanderung gelingt: feinfühlig erzählen, ohne in Pathos abzurutschen; eine starke, dennoch zarte Todgeweihte so nuancenreich darstellen wie die großartige Sarah Polley. Sie ist die Seele des Films. Inhaltlich mag manches eine Spur zu glatt laufen, doch sei dem wunderbaren Team verziehen, zu dem auch die Brüder Almodóvar als Produzenten zählen: Hier wird eine bewegende Geschichte erzählt. Bittersüß. Eine heiße Empfehlung!

MEIN LEBEN OHNE MICH - Mi vida sin mi

E/Can 2003. Regie: Isabel Coixet.

Mit Sarah Polley, Scott Speedman, Marc Ruffalo, Amanda Plummer, Alfred

Molina. Verleih: Tobis Film. 102 Min.

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