Revolution reloaded

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"Testamento" dokumentiert das Schicksal Guatemalas anhand eines vergessenen Helden: Alfonso Bauer Paiz.

In einer Zeit, in der die wirtschaftliche Ausschlachtung des "Che" neuen Aufschwung erfährt (siehe rechts), wendet sich eine bemerkenswerte Dokumentation einem vergessenen sozialen Helden zu. Einen Monat nachdem im Frühjahr 2003 der Dokumentarfilm "Testamento" in Guatemala angelaufen war, hatten ihn bereits 18.000 Menschen gesehen. Und das obwohl der Protagonist des Films, der Anwalt und marxistische Revolutionär Alfonso Bauer Paiz, es trotz seines langen Lebens nie zum Status einer Popfigur geschafft hat.

Anders als die kubanische Revolution seines Freundes und Gesinnungsgenossen Ernesto Che Guevara, die sich beinahe wie eine Erfolgsstory liest, ist Bauer Paiz' Leben ein permanentes Scheitern und zugleich Symbol für die Geschichte eines Landes. Der Film erzählt die politischen Ereignisse der letzten 60 Jahre in Guatemala - die Revolution von 1944, der Putsch durch die USA, Verfolgung, Diktatur und Völkermord, immer im Zusammenhang mit der Person des Revolutionärs selbst.

Durch diesen Kontrast zwischen dem Einzelnen und seiner Familie auf der einen und der zu verändernden Gesellschaft auf der anderen Seite kommt es zu einer spannenden Abwechslung von nüchtern wiedergegebenen Tatsachen und bewegenden Zeugenaussagen. Es handelt sich hier also nicht nur um eine korrekte Chronik der blutigen Geschichte Guatemalas, sondern auch um die intime und emotionale Auseinandersetzung mit einem der bedeutendsten Akteure dieser Geschichte.

Auf filmtechnische Kapriolen wurde in dieser Dokumentation größtenteils verzichtet, statische Interviewsituationen wechseln sich mit Archivbildern ab. Doch neben einigen Aufnahmen, die den unermüdlichen Kämpfer durch sein heutiges Leben begleiten, bietet "Testamento" vor allem Lehrreiches: etwa einen Einblick in die ebenso lange wie blutige Liste der US-amerikanischen Interventionen in Lateinamerika.

testamento

Deutschland 2003. Buch und Regie:

Uli Selzner und Thomas Walther.

Verleih: Polyfilm. 95 Min.

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