Seele mit Fliegengewicht

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Alejandro Inárritu verwebt in "21 Gramm" die Schicksale dreier Menschen zu einem meisterhaften Geflecht aus Liebe und Tod, Schuld und Sühne.

Der Mathematiker Paul (Sean Penn) wartet todgeweiht auf eine rettende Herztransplantation. Seine Frau hofft noch auf ein gemeinsames Kind durch künstliche Befruchtung. Derweil genießt die junge Christina (Naomi Watts) ein sorgenfreies Leben mit ihrem Mann und den zwei Kindern. Und der Kleinkriminelle Jack (Benicio del Toro), der gerade aus dem Gefängnis entlassen wurde, widmet seinen Neuanfang der Religion und fristet mit Frau und Kindern ein trostloses Dasein. Als ein Autounfall Christinas Familie auslöscht, verbinden sich die Schicksale der drei Figuren auf tragische Weise.

21 Gramm ist jenes Gewicht, so die Annahme, das der Mensch im Augenblick des Todes verliert: das Gewicht der Seele. Eine intensive Nähe zum Tod, das Leben am Rande eines Psycho-Abgrunds ist auch der kleinste gemeinsame Nenner der höchst unterschiedlichen Charaktere Paul, Christina und Jack in diesem verwirrenden Drama um Liebe und Tod, Schuld und Sühne, Rache und Vergeltung. Wie in seinem erfolgreichen Erstlingswerk "Amores Perros" (2000) erzählt Regisseur Alejandro Inárritu die Geschichte dreier Personen in separaten Handlungssträngen, wobei wiederum ein zufälliges Ereignis ihr Leben verknüpft. Die einzelnen Einblendungen folgen abermals keiner linearen Struktur, sondern springen in der Zeit willkürlich vor und zurück. Nur langsam und schemenhaft geben sie so den Blick auf das Gesamtbild frei. Die Doppelung von Szenen, grobkörnige Nahaufnahmen und die nervösen, ausgebleichten Bilder von Rodrigo Pietros Handkamera verstärken den Eindruck der Orientierungslosigkeit fernab der üblichen Sehgewohnheiten.

Jungregisseur Inárritu hat mit "21 Gramm" wiederholt bewiesen, dass er zu den interessantesten Filmemachern der jüngeren Generation zählt. Das erlesene Ensemble rund um Sean Penn, der in Venedig mit der Coppa Volpi als Bester Darsteller gewürdigt wurde, zeichnet die Charaktere überaus eindrucksvoll nach. So glänzt auch Benicio del Toro in der Rolle eines modernen Hiob, der sich resignativ seinem Schicksal fügt. Intensives Schauspielerkino. Ein Meisterwerk!

21 GRAMM

21 Grams

USA 2003. Regie: Alejandro Gonzáles Inárritu. Mit Sean Penn, Benicio del Toro, Naomi Watts. Verleih: Constantin Film. 125 Min.

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