Sinnenfahrt zu den Wurzeln

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Tony Gatlif hat in "Exils" ein französisches Außenseiter-Pärchen bei ihrer Spurensuche in Algerien begleitet - und wurde dafür preisgekrönt.

Nackt steht Zano am Fenster und blickt über Paris. Er hat eine Idee: Zusammen mit seiner Freundin Naima möchte er nach Algerien reisen, dem Land, aus dem ihre Vorfahren fliehen mussten. Mit leichtem Gepäck machen sie sich auf den Weg und begegnen dabei Einwanderern, die in Ruinen hausen, machen bei Zigeunern Rast oder lieben sich zwischen Obstbäumen, um sich am Ende endlich ihren vernarbten, aber nicht verheilten seelischen Verletzungen zu stellen.

Der französische Regisseur Tony Gatlif stammt selbst aus Algerien, "Exils" trägt somit autobiographische Züge. In seinen Filmen rückt er die Ausgestoßenen stets in den Mittelpunkt. Ein achtenswertes Anliegen. Dennoch bleibt "Exils" ein ambivalentes Filmvergnügen. Es ist ein sehr sinnlicher Film, auf allen Ebenen: die Farben, die Körperlichkeit und natürlich die Musik - sie machen "Exils" zu einem Erlebnis. Die fehlende Psychologisierung der Figuren erschwert es dem Publikum aber, sich mit der Geschichte zu identifizieren. Der Rausch der Sinne - am Ende gipfelt die Reise in einer zehnminütigen Trance-Tanzszene - kann einem gefallen, oder auch nicht. Die Jury in Cannes war anscheinend begeistert: Tony Gatlif holte sich den Preis für die beste Regie.

EXILS - Exils

F 2004. Regie: Tony Gatlif. Mit Romain Duris, Lubna Azabal, Leila Makhlouf. Verleih: Cinestar. 104 Min.

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