Steilpass im Filmfest

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Die "Vienna Independent Shorts" bieten - unter anderem - fußballerische Film-Kleinkunst.

Rainer Egger findet Ausreden, die Wohnung nicht zu verlassen; russische Damen lernen, weniger Klasse zu haben und eine britische Animation philosophiert gleich im Titel über Prokrastination.

Zeitvertreib durchaus als Film, Film jedoch niemals als Zeitvertreib: Unter dieser stillen Grundvoraussetzung manövrieren sich die VIS - Vienna Independent Shorts vom 16. bis 23. Mai durch ihre fünfte Ausgabe. Wobei die derzeit unumgänglichste Form des Zeitvertreibs eine Hauptrolle einnimmt: Die Weltpremiere der Fußballkurzfilmrolle "Eleven Minutes" liefert den Festivalauftakt. Neun Arbeiten aus der Schweiz und Österreich, darunter die Stermann-Grissemann-Hörmanseder-Neubearbeitung von Cordoba 1978, verbinden sich hier zu einem cineastischen Match in zwei Halbzeiten. Es wird eine der seltenen Gelegenheiten sein, die Rolle in ihrer Gesamtheit zu sehen: Vor den Spielen der Gastgeberländer soll sie jeweils zu Teilen gezeigt werden. Mitorganisatorin Gabriele Mathes zufolge kaufte der ORF gar nur die Rechte für vier der Produktionen.

Der Schweiz ist im 200 Filme starken Spielplan auch ein eigener Schwerpunkt gewidmet; leinwand- wie buffettechnisch geht es auf die dunkle Seite der Nation. Wettbewerb und Panorama-Sektion stehen weiters Tributes an den Österreicher Hubert Sielecki und die Belgierin Chantal Akerman zur Seite sowie zahlreiche Sonderprogramme wie etwa das Liegekino. Parallel dazu wird im KinoDynamique Kurzfilm binnen 60 Stunden produziert und projiziert. Längst reicht das angestammte Top Kino für die zahlreichen Schienen und Aktionen nicht mehr aus, weshalb heuer auch Örtlichkeiten wie den 3raum-Anatomietheater oder die Reformierte Stadtkirche mit einbezogen sind. Zudem wurde im Museumsquartier ein Festivalzentrum eingerichtet.

Trotz ihres Umfangs operiert die Schau mit einem Budget von 30.000 Euro, überwiegend ehrenamtlicher Arbeit und dem Wohlwollen vieler Institutionen - bezeichnend dafür, dass sich die VIS selbst zwischenzeitlich etablieren konnten; der als Spielform so wichtige Kurzfilm selbst jedoch bleibt, Initiativen ausgenommen, durch den hierzulande strikt abendfüllenden Kinobetrieb meist auf den Status einer zu entdeckenden Parallelwelt beschränkt. Thomas Taborsky

www.viennashorts.com

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