Stets offen, "gefürchtet hab' ich mich nie"

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Der wechselnde Himmel in ihrer Waldviertler Wahlheimat macht sie jeden Tag glücklich, das Schauspielen hält sie munter und quietschfidel. Außerdem war sie stets für Neues offen, "gefürchtet hab' ich mich nie". Diesen Donnerstag wird Erni Mangold 90.

Seit über 70 Jahren steht sie auf der Bühne. Bereits mit 18 Jahren trat Mangold bei den Salzburger Festspielen in "Lumpazivagabundus" auf, Nestroy hat sie stets gerne gespielt, er begleitet sie bis heute. 2014 erhielt sie als erste Frau den Ischler Nestroy-Ring. Besonders in der Satire weiß sich Erni Mangold mit Nestroy verbunden: "Etwas satirisch hinüberbringen, das mag ich sehr gerne!" Besonders stark waren ihre kabarettistischen Auftritte, etwa an der Seite ihres Kollegen und engen Freundes Helmut Qualtinger.

Ihr Debüt am Theater in der Josefstadt gab sie 1946, sie bestach vor allem mit Sex-Appeal. Mangold aber wollte als Schauspielerin ernst genommen werden und wechselte 1955 zu Gustaf Gründgens ans Deutsche Schauspielhaus nach Hamburg. Nach Stationen in Düsseldorf und Berlin kehrte sie mit ihrem damaligen Mann Heinz Reincke Ende der 1960er-Jahre nach Wien zurück, wo sie nicht nur spielte, sondern auch inszenierte und mit dem Unterrichten begann. Mangold lehrte am Salzburger Mozarteum und später am Max-Reinhardt-Seminar, wo sie eine Professur erhielt. Neben dem Theater war sie auch in zahlreichen Filmrollen zu sehen. Breite Aufmerksamkeit erlangte sie 1955 an der Seite von O. W. Fischer in "Hanussen"; das Fernsehpublikum erinnert sich an ihre markanten Auftritte in der Serie "Kottan ermittelt". Für ihre Darstellung als Demenz-Kranke in Houchang Allahyaris "Der letzte Tanz" erhielt sie den Schauspielpreis der Diagonale sowie den österreichischen Filmpreis. Mangold reüssierte auch als Regisseurin, ihre erste Inszenierung galt Dario Fos/Franca Rames "Nur Kinder, Küche, Kirche" im Gemeinde-Hof-Theater, wo sie mit Otto Tausig, Karl Paryla, Luise Prasser und Wolfgang Gasser spielte.

Emanzipation ist für sie bis heute ein wichtiges Thema, ihre eigene Unabhängigkeit ist ihren Schauspielstudenten Vorbild. Zugleich versucht Mangold die komischen Facetten ihrer Figuren zu ergründen. Darauf darf man sich auch an ihrem 90. Geburtstag freuen, der mit der Premiere von "Harold und Maude" in den Wiener Kammerspielen gefeiert wird. Mangold spielt die weibliche Hauptrolle. Mit Houchang Allahyari dreht sie bereits den nächsten Film...

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