Theater als Prinzip

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In "Va Savoir" verliebt sich Jacques Rivette in das Theater auf der großen Leinwand.

Die Liebe zum Theater prägt das Werk von Jacques Rivette. Dieses wiederum prägte das Weltkino, weil Rivette eine der Schlüsselfiguren der französischen Nouvelle Vague wurde, die das Kino in den frühen sechziger Jahren neu erfand. Im Wesentlichen hat sich Rivette bis heute an seine Themen, Lieblingscharaktere und -orte gehalten.

In seinem neuen Film "Va Savoir" folgt der mittlerweile 74-jährige Regisseur einer italienischen Theatergruppe, die für ein Gastspiel nach Paris kommt. Zur Aufführung, bruchstückhaft verteilt über den Film, gelangt die wohl bekannteste Komödie Luigi Pirandellos: "Come tu mi vuoi". Rivette verknüpft dabei Theaterleben und Alltag: Camille (Jeanne Balibar) spielt im Stück die Hauptrolle und ist zugleich die Geliebte des Regisseurs Ugo (Sergio Castellitto). In Paris trifft sie ihren früheren Geliebten Pierre (Jacques Bonaffé), der mittlerweile mit einer anderen Frau zusammen lebt. Ugo macht seinerseits literarische und weibliche Entdeckungen in den Bibliotheken von Paris, wo er ein unveröffentlichtes Goldoni-Stück zu finden glaubt.

Die Geschichten von sechs Personen, die Rivette miteinander verwebt, werden von den Akteuren getragen. Dabei ist Rivette die Nähe zum Theater oberstes Prinzip: Hauptfigur Camille kommentiert stets ihre Zustände, um die Zuschauer keinen Moment im Unklaren zu lassen - eine unfilmische Erzählform, und doch bei Rivette nicht anders denkbar. Hinzu kommt, dass "Va Savoir" mehr eine Farce denn ein Drama sein will, in dem es um Identitätsverlust und Verlustangst ebenso geht wie um die Frage, ob sich eine Liebe zu neuem Leben erwecken lässt. Antworten bleibt Rivette schuldig - auch das ist bezeichnend für ihn. Nur mit der Laufzeit von 154 Minuten ist "Va Savoir" für Rivette-Verhältnisse beinahe ein Kurzfilm.

VA SAVOIR

F/I/D 2001. Regie: Jacques Rivette.

Mit Jeanne Balibar, Marianne Basler, Héléne de Fougerolles.

Verleih: Filmladen. 154 Min.

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