Totentanz à la Ozon

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'Die Zeit, die bleibt": François Ozon übers Sterben mitten im prallen Leben. Frankreichs Filmstars glänzen auch in den Nebenrollen.

Das Leben ein Tod. Bitter die Perspektive, mit der François Ozon seinen neuen Film 'Die Zeit, die bleibt" über einen schwulen Anfangdreißiger beginnen lässt: Nein, nicht Aids, sondern ein eben entdeckter Krebs im Endstadium reißt den Modefotografen Romain aus dem prallen Leben und aus der Rasanz seiner Existenz. Ein filmisches Requiem ist dem französischen Regie-Star gelungen, das die letzten Wochen von Romain einfängt. Schnörkellos beginnt der Kampf um Würde, die sich Romain bewahren will - auch um den Preis, dass er die tödliche Krankheit seiner engsten Umgebung verheimlicht: Mit seiner Familie, insbesondere seiner Schwester lebt er auf Kriegsfuß, nur in der Andeutung eines Telefongesprächs leuchtet der Schimmer des Versuchs durch, mit dieser Ungereimtheit seines endenden Lebens ins Reine zu kommen. Auch Freund Sasha setzt Romain auf die Straße, ohne die Wahrheit preiszugeben.

Die absurde Einsamkeit des Sterbens, in die sich Romain durch die selbstgewählte Isolation hineinmanövriert, wird durch Ozons Regie ebenso beklemmend authentisch wie durch Melvil Poupaud in der Hauptrolle. Zwischen Faszination und Unerträglichkeit changiert das Dargestellte, das auch durch das sorgfältige Spiel der Nebendarsteller zu einem außergewöhnlichen Werk zusammenschmilzt - nicht nur Christian Sengewald als geschasster Geliebter Sasha, auch die kurzen Auftritte von Daniel Duval und Maria Rivière als Romains Vater beziehungsweise Mutter zeugen davon.

Vollends erstklassig aber machen den Streifen zwei Stars des französischen Kinos: Valeria Bruni-Tedeschi ist fast beiläufig als unglückliche Autobahnraststättenkellnerin präsent, die von Zufallsbekanntschaft Romain ein Kind will, weil ihr Mann dies nicht kann. Und im Zentrum des Films steht der Besuch Romains bei Großmutter Laura, der einzigen, der er sich als Sterbender zu erkennen gibt: Jeanne Moreau spielt in aller Kürze die Größe der Doyenne französischer Filmkunst aus. Die Musik von Arvo Pärt bis Charpentier tut ihr Übriges.

Der Tod ereilt Romain, typisch für Ozon, am Strand - als letztlich einsam Zurückgebliebener.

DIE ZEIT, DIE BLEIBT - Le Temps qui reste F 2005. Regie: François Ozon. Mit Melvil Poupaud, Jeanne Moreau, Valeria Bruni-Tedeschi. Verleih: Polyfilm. 86 Min.

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