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"Mein Bruder ist ein Einzelkind" ist ein Film der Extraklasse: Ein italienisches Familien- und Epochenporträt mit exzellenten Darstellern.

Vieles war dieses Jahr schon zu hören, lesen und sehen über das Jahr 1968. Ein etwas anderes Porträt jener Zeit bietet der Film "Mein Bruder ist ein Einzelkind" des preisgekrönten italienischen Regisseurs, Schauspielers und Drehbuchautors Daniele Luchetti. Sein neuester Streifen, der sich ganz dem "Retro-Modern-Genre" verschreibt, bietet ein italienisches Sittenbild der 1960er und 1970er Jahre aus der Sicht von Accio Benassi, der "das Ekel" genannt wird.

Accios Spitzname ist Programm für sein Leben. Zwischen ihm und seiner Umwelt gibt es stets Streit. Er hätte Priester werden sollen, weil das dem Ansehen der Familie gut getan hätte. Sein Bruder Manrico aber "treibt" ihm den Glauben aus, und so kehrt der junge Accio zurück in den Schoß der Familie. Sein neuester Wunsch, Literatur zu studieren, bleibt ihm verwehrt. Es gilt also wieder einmal innerhalb der Familie zu protestieren. Und wie ginge das besser, als der faschistischen Partei beizutreten, wo doch beide größere Geschwister Kommunisten sind. Die Beziehung zwischen den Brüdern wird auf eine weitere Probe gestellt, als sich der Rebell in Francesca (Diane Fleri), die Freundin seines älteren Bruders verliebt.

Italienischer Oscar

Luchettis Film geht vor allem dank der hervorragenden schauspielerischen Leistungen von Elio Germano (Accio Benassi), Riccardo Scamarcio (Manrico Benassi) und Diane Fleri auf. Elio Germano bekam zurecht für seine Darstellung des Accio den bedeutendsten italienischen Filmpreis David di Donatello und wurde im Februar dieses Jahres als einer von neun "besten europäischen Nachwuchsschauspielern" zum Shooting Star der Berlinale 2008 gekürt. Luchetti beschreibt seine Arbeit mit den Schauspielern so: "Die Schauspieler sollten ohne Vorbehalte und Ablenkung arbeiten können. Oft haben wir nicht einmal geprobt - um eine gewisse Natürlichkeit zu erhalten." Und so frisch kommt der Film auch daher, doch das liegt auch stark an der perfekt arrangierten Filmmusik, die dem Zuschauer die Zeitreise leicht macht.

Luchettis neuester Film der Extraklasse bestätigt einmal mehr, dass er mit Nanni Moretti zu den bedeutendsten italienischen Filmschaffenden der heutigen Zeit zählt. Luchetti spielte mehrmals in Filmen seines Freundes Moretti wie in "Die Messe ist aus", der sich dafür wiederum als Hauptdarsteller in den Luchetti-Filmen "Der Taschenträger" und "Von Räubern, Kavalieren und harmonischen Menschen" revanchierte.

Mein Bruder ist ein Einzelkind - Mio fratello è figlio unico

IT/F 2007. Regie: Daniele Luchetti. Mit Elio Germano, Riccardo Scamarcio, Diane Fleri. Verleih: Filmladen. 100 Min.

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