Ungewöhnlich gewöhnlich

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Düster zeichnet "Tödliche Versprechen" im Londoner Immigranten-Milieu die untrennbare Allianz von Elend und organisiertem Verbrechen nach.

Nach der amerikanischen Kleinstadt von "A History of Violence" führt David Cronenbergs neuer Film "Tödliche Versprechen" diesmal in die Londoner Unterwelt. Diese lernt auch Hebamme Anna (Naomi Watts) kennen, die nach dem Tod einer jugendlichen Prostituierten deren Kind zu sich nimmt. Als sie versucht, mit Hilfe eines Tagebuchs die Angehörigen der osteuropäischen Einwanderin aufzuspüren, gerät sie unausweichlich ins Milieu der russischen Mafia und an den gut aussehenden Nikolai (Viggo Mortensen), die rechte Hand des Patensohns Kirill (Vincent Cassel).

Steven Knight hatte in seinem Drehbuch für "Dirty Pretty Things" bereits das afrikanische und türkische Einwanderermilieu beschrieben. "Tödliche Versprechen" erteilt dem Londoner Schmelztiegel-Mythos eine weitere Absage. Abseits jeglicher Touris- tenidylle und gut verpackt in einem spannenden Thriller legt Cronenberg seinen Finger auf die soziale Wunde und zeigt, dass Elend und organisiertes Verbrechen untrennbar und alltäglich sind. Wenn Annas russischer Onkel sagt, sie seien doch "nur gewöhnliche Leute", dann trifft das wohl auch auf Nikolai und Kirill zu, deren berufliche Tätigkeit im Töten und Aus-dem-Weg-Räumen besteht.

Die Entmystifizierung des Tötens sowie schmerzhafte Körperverstümmelungen sind dem ka- nadischen Regisseur seit seinen frühesten Filmen ein Anliegen, wobei er dabei Gewalt nie zum Spektakel stilisiert. Hier passt Viggo Mortensen mit kaltem, abwesendem Blick und distanziertem Schauspiel gut in die Rolle des Profikillers.

Führt Cronenberg wiederum in eine unerwartet reale Welt, so bleibt er dennoch der düsteren und unheimlichen Atmosphäre treu, welche die meisten seiner Filme auszeichnet. "Tödliche Versprechen" mag zwar ein Film über gewöhnliche Leute sein, ist aber noch lange kein gewöhnlicher Film.

Tödliche Versprechen

Eastern Promises

GB/CDN 2007, Regie: David Cronenberg. Mit Viggo Mortensen, Naomi Watts, Vincent Cassel, Armin Mühler-Stahl. Verl.: Tobis, 100 Min. Ab 27. 12.

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