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Mit "Good Advice" serviert Steve Rash eine Sommer-Komödie, die leider zu kitschig ist, um erfrischend zu sein.

Heftig wird seit einiger Zeit am traditionellen Männerbild gefeilt. Die Zeiten, in denen "Rambo" und "Rocky" Frauenherzen höher schlagen ließen, sind zwar noch nicht endgültig vorbei, dennoch lassen sich heute solche Helden wesentlich schwerer vermarkten, zumal Filmproduzenten immer öfter auf ein weibliches Publikum abzielen, dem man ein neues Ideal von einem Mann präsentieren muss. Einfühlsame und verständnisvolle neue Helden treffen dann auf junge, dynamische und risikofreudige Unternehmerinnen und verführen in Traumwelten. Auch "Good Advice", der neue Film von Steve Rash, ist nach diesem Rezept angerichtet.

Dabei ist die Handlung eher simpel gestrickt: Der ebenso erfolgreiche wie arrogante New Yorker Broker Ryan Turner, der wegen einer Fehlspekulation nicht nur seinen Job, sondern sein gesamtes Vermögen verliert, wird - als wäre das alles nicht genug - auch noch von seiner Freundin verlassen. Cindy, ein blondes, oberflächliches Dummerchen, das bei einem kleinen Bezirksblatt als miserable Kummerkasten-Kolumnistin arbeitet, fühlt sich nicht dazu bestimmt, mit einem Verlierer zu leben. "Wenn Gott gewollt hätte, dass ich mit einem armen Mann zusammenlebe, würde ich so aussehen." Sie tauscht ihn für einen brasilianischen Millionär ein. Ryan, der indessen unter einem Berg von leeren Bierflaschen und Pizzaschachteln zu versinken droht, nützt diese Gelegenheit und übernimmt "under cover" Cindys Kolumne. Mit den Sorgen und Wünschen der Leserinnen konfrontiert, mutiert Ryan vom Macho zum Softie, was wiederum seine Chancen bei Page Henson, der attraktiven Herausgeberin der Zeitung erhöht. "Ask Cindy!" wird wider Erwarten ein Erfolg und die vermeintliche Cindy zur Stadtberühmtheit. Die Lage verschärft sich, da die Presse beginnt, sich für die Person zu interessieren, die hinter den guten Ratschlägen steckt, und die "echte" Cindy enttäuscht aus Brasilien zurückkehrt.

Charlie Sheen spielt anfangs erwartungsgemäß grandios einen rücksichtslosen und selbstherrlichen Macho, während die Verwandlung in einen sensiblen Kolumnisten zu plötzlich kommt und bis zum Schluss unecht wirkt. Dafür stehen ihm aber eine umwerfend witzige und schauspielerisch brillante Denise Richards (Cindy) sowie eine betörend faszinierende Angie Harmon (Page Henson) zur Seite.

"Good Advice" ist der Versuch, eine Romanze, garniert mit frischen Pointen, zusammen mit einer großen Portion Moral zu servieren. Allerdings liegt dieser Eintopf ziemlich schwer im Magen; zu oft wird der Rhythmus des Films, der teilweise von guten Gags getragen wird, durch künstliche Kerzenlicht-Stimmung jäh unterbrochen. Witzig sind vor allem die Nebenhandlungen, in denen neben Blondinen die plastische Schönheitschirurgie aufs Korn genommen wird. Für besonders gelungene Szenen sorgt zusätzlich Estelle Harris als sexsüchtige 70-jährige Sekretärin.

Die Hauptfrage aber, was Frauen wollen, ist seit dem gleichnamigen Film vom Vorjahr bereits bekannt und wird uns vermutlich noch länger verfolgen. Zum geläuterten, rücksichtsvollen, Frauen verstehenden Mann taugt Mel Gibson allerdings eher als Charlie Sheen, der seit "Platoon" und "Hot Shots" (1 und 2) trotzdem unvergesslich bleiben wird.

Good Advice - Guter Rat ist teuer USA 2001. Regie: Steve Rash. Mit Charlie Sheen, Angie Harmon, Denise Richards. Verleih: UIP. 93 Min.

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