Wie das falsche Geld

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Stefan Ruzowitzkys KZ-Film "Die Fälscher" lässt einmal mehr ein wenig Komödie zu - und darf das auch.

Jedes Mal, wenn ein Film wie Die Fälscher in die Kinos kommt, bricht die Debatte auf: Darf man in der Schoa Komödien spielen lassen? Und wie das Amen im Gebet finden sich Stimmen, die "skandalös" schreien. Auch Stefan Ruzowitzkys neu-er Streifen, der auf den Aufzeichnungen des KZ-Insassen Adolf Bur-ger fußt, stellt einen Weg durch die Vernichtung dar, in dem die Vernichter nicht fortwährend Bestien sind und die zu Vernichtenden deswegen überleben, weil sie Geld fälschen können - und auf diese Weise dem furchtbaren Regime die bitter benötigten Devisen besorgen.

Salomon Sorowitsch, gegeben von Karl Markovics in solch nuancierter Schauspielkunst, dass es eine Zuschauens-"Freud" ist, war der Fälscherkönig in Berlin, nun kann er den Herren, die ihn eingesperrt haben, nützlich werden und muss das Gauner-Milieu durchs KZ-Milieu vertauschen.

Natürlich wird in solcher Konstellation einmal mehr ein Stereotyp bemüht (Jude hilft Nazis, pardon: muss helfen), wie es zuletzt Dany Levy in Mein Führer tat, in dem ein jüdischer Schauspiellehrer den maroden Führer auf Vordermann bringt. Wie aber, und diese Frage ist mehr als berechtigt, soll die Erinnerung an die Schreckenszeit tradiert werden: Schauspiel hat auch ein komödiantisches Gesicht - und dieses darf aufblitzen, wenn dadurch nicht das Andenken an die Opfer geschändet wird.

In letztere Gefahr begibt sich Ruzowitzky nicht. Mag sein, dass das Grauen nicht grauenhaft genug gezeichnet wird, aber auch die Geschichte eines zähen, kleinen Lebenskampfes im großen Unheil muss erzählt werden dürfen.

Und dass sich im Lager ein Mikrokosmos entwickelt, in dem Schuld und Rechtschaffenheit oft in einer Person schillern, ist ja auch keine ganz neue Erkenntnis. Vielleicht sind die Typen in diesem Mikrokosmos ein wenig zu stereotyp, aber - um das abschreckende Filmbeispiel zu nennen: von großem Drama, als welches etwa der Film Der Untergang das NS-Regime verniedlicht, ist bei Die Fälscher ganz und gar keine Spur.

DIE FÄLSCHER

A/D 2006. Regie: Stefan Ruzowitzky. Mit Karl Markovics, August Diehl, Devid Striesow. Verleih: Filmladen. 98 Min.

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