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Anmut in Schönbrunn

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Knapp hintereinander brachte die Wiener Kammeroper im Schönbrun-ner Schloßtheater ihre beiden Sommerpremieren heraus: Paisiellos „Barbier von Sevilla“ und Mozarts „La finta semplice.“ Bedenkt man, daß Mozart seine „Finta“ als Dreizehnjähriger schrieb Und als Dreißigjähriger, da er schon die „Entführung“ komponiert hatte und vor der Arbeit des „Figaro“ stand, den „Barbier“ Paisiellos zum erstenmal hörte und davon begeistert war, ergeben sich auch heute noch gewisse Wirkungsunterschiede: Paisiellos Musik ist charmant und geistreich; an Mozarts Frühoper ist wohl die Leichtigkeit und formale Sicherheit zu bewundern, doch fehlt ihr die dramatische Spannkraft der Musik — bis auf die beiden Schlußszenen, in denen sie plötzlich wie ein Vorausnehmen späterer Werke auftaucht. Aber auch Paisiellos Oper hatte ihr Schicksal und ihren schwarzen Tag, als Rossini denselben Stoff komponierte und die ältere Oper mit einem Schlag verdunkelte.

Die Premiere des „Barbiers“ war eine runde, ausgeglichene Leistung. Bühnenbild (Edith Kresta), Kostüme (Lucia Listopad), Regie (Ernst Pichler) waren mit Spiel und Musik eine vergnügliche Einheit von Niveau. Annika Melen, in Stimme, Spiel und Erscheinung eine anmutige und schelmische Rosine, darf an der Spitze genannt werden, mit ihr zugleich Horst Meyer-Edler als Bar-tolo. Heinz Meyer als Graf spielte besonders seine Verkleidungen mit ebenso komischen wie menschlichen Zügen. Bloß der Figaro Douglas Campbells blieb ein bißchen blaß. Unter Hans Gabors Leitung spielte das Rundfunkorchester zügig, präzise und animiert.

Weniger ergiebig, daher auch schwieriger in der Darstellung, war die „Finta semplice“ (von Bernhard Paumgartner übersetzt und „Das schlaue Mädchen“ überschrieben). Bühnenbild und Regie (Heinz Lukas Kindermann) sowie die Kostüme (Listopad) konnten sich immerhin sehen lassen und boten des Vergnüglichen viel. Von den Darstellern brachte die quicklebendige Britt Bern als Zofe das meiste Leben auf die Bühne. Ana Sindik-Kalauz als ungarische Baronin war sowohl stimmlich als paprikamäßig dem Ungarischen nicht ganz gewachsen, eher ihr Bruder Fracasso (Walter Kräutler) als verliebter Weiberfeind. Christine Wilson, Helge Brunner und Achim von Othegraven versuchen ihre Rollen drastisch zu charakterisieren, meist sogar mit Glück. Die handgelenkleichte Musik wird durch die nicht sehr glückliche Verdeutschung des Textes vielfach beschwert, was das Orchester (Rundfunk) unter der liebevollen Betreuung von Siegfried Goslich spürbar auszugleichen versuchte.

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