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Der Fagottist

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Er hätte fast die „Zauberflöte“ verhindert. Denn das Singspiel „Kaspar, der Fagottist“ oder „Die Zauberzither“ von Joachim Perinet mit der Musik von Wenzel Müller, das den gleichen Stoff behandelt (Wielands ,Lulu“), kam drei Monate vor der „Zauberflöte“ zur Aufführung und brachte es zu einem Serienerfolg. Nur ein Gewaltstreich konnte die „Zauberflöte“ retten. Schikaneder und Mozart wagten ihn, indem sie (gleichsam in letzter Minute) die Fabel auf den Kopf stellten, den bösen Zauberer Bos-phoro in den weisen Sarastro und die strahlende Fee Periflrime in die dunkle Königin der Nacht verwandelten, aus dem reinen Unterhaltungsmärchen eine Hymne an Freiheit und Menschenwürde schufen. Heute steht das vergessene Stück von Perinet und Müller nur noch als Kuriosum neben Mozarts Oper, als kleines Bonbon der Festwochen, als eine Art Gegenlichtaufnahme. Immerhin schrieb Wenzel Müller eine gekonnte, volkstümliche Musik, liebenswürdig und unterhaltsam, Die Aufführung auf der Miniaturbühne der Wiener Kammeroper am Fleischmarkt leidet an der Beengtheit des Raumes. Glücklich hat Ernst Pichlers Regie im Verein mit den Bühnenbildern und Kostümen Brigitte Brunmayr das Pathos in Ironie aufgelöst, die freilich gelegentlich zum Klamauk wird. Von den Darstellern ist Hans Jürgen Stanislav als König des Geisterreiches stimmlich und mimisch erklärter Favorit im Rennen. Hans Gunter Regger als Kaspar übt sich im Vorstadt-Wienerisch, Tony Wascher gibt dem Zauberer Bosphoro ein doch mehr studentisches Profil. Helmut Amon als Prinz tut sein Bestes, das ist gar nicht so wenig, steht aber (schuldlos) zu sehr im Schatten Taminos. Klaus Ofczarek als Frauienwächter Zumio erinnert sehr geschickt an den Osmin aus der „Entführung“. Von den Damen ist Renate Czesla am bühnensichersten und auch stimmlich am besten, ihr zunächst Frederika Wisehart als strahlende Fee. Ein entzückendes Theaterkind: Andreas Strasser als kleiner Genius Pizichi. Der Chor der Wiener A-Cappella-Vereinigung ließ an Präzision einiges zu wünschen übrig, das Orchester des österreichischen Rundfunks spielte sich unter der umsichtigen Leitung von Hans Gabor leicht und behaglich durch die leichtere und behagliche Partitur.

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