6737827-1966_28_23.jpg
Digital In Arbeit

Diabolisch

Werbung
Werbung
Werbung

Ein Feuilletonist hat das freundliche Baden einmal ein „Kleines Wien in Aquarell“ genannt. In diesem Sinne ist es wohl recht, wenn der Rezensent bei der Wertung einer so netten Institution wie dem Badener Operettensommer auch leichtere Valeurs wählt als etwa bei Aufführungen in Wien. Der schöne Abend über dem geöffneten Glasdach der Sommerarena stimmt ja auch zu heiterer, milder Denkungsart, das liegt im Kurpark schon so in der Luft.

Geboten wird Franz Lehars „Paganini“, die von den Librettisten erdachte dreiaktige bittersüße Anekdote auf der G-Seite. Die Rolle des faszinierenden Virtuosen ist Bergmeister di Monte (recte Anton Bergmeister) auf den Leib und noch viel mehr ins Gesicht geschrieben, in diese hageren mephistophelischen Züge unter dem schwarzen Schopf. Man spürt’s: dieser Paganini Marke Knepler & Jenbach, zwischen pathetischem Künstlerstolz und schmalzigem Liebesleid, das ist er, ganz er, der Bergmeister, diabolisch, mit Brio und Bravour und etlichen stimmlichen Glanzpunkten. Nebenher führt er auch Regie, aber das fällt weiter nicht auf, alles läuft nach erprobtem Schema. Als Fürstin von Lucca erntete die begabte Anna Gcmtos schon vor dem Semifinale Beifallsstürme. Hans Wehrmüller, munter ins Buffofach voltigierender komischer Naturbursche, brachte zusammen mit der animierten Carmen Carus die üblichen Späße gut über die Rampe. Bergmeister steuerte Akt für Akt auf hohen Wogen tenoristischer Seligkeit und die Leute klatschten.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung