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Die Jungfrau aus Paris

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So ganz unbescholten ist sie nicht. Sie hatte schon vorher ein Verhältnis mit Carl Millöcker, aus dessen Operette „Die Jungfrau von Belleyille“ Günter Schwenn (Text) und Friedrich Schröder (Musik) mit Veränderung nicht nur des Schauplatzes die neue „Jungfrau“ somit quasi aus der Retorte fabriziert haben. Es ist eine ganz gute Fabel und eine schmissige Musik, nur wird durch viele, auch ganz gute Balletteinlagen und andere Gags die Szene so zerfasert, daß man den Faden der Handlung verliert. Und das ist auch für eine Operette von Übel. Die einfallsreichen Bühnenbilder (Windberc/er), die manchmal treffliche, zuweilen verwirrende Inszenierung (Hans-Peter Krasa), die oft ganz unmotiviert eingesetzten Tanzeinlagen (Choreographie: Rein Este), die allerdings den Solotänzern Vera Avratova, Trude Köhler und Franz Mulec Sonderbeifall eintrugen, würden die Handlung völlig überspielen, wenn nicht Elfi Gerhards durch ihre liebenswürdige Persönlichkeit das Interesse der Zuhörer und Zuschauer an sich ziehen würde. Ernst Schütz bleibt dagegen diesmal blaß wie seine Rolle. Die Show wird ihm von Else Rambausefc, Fred Weis und NeraNicol gestohlen. Die Zeit (um 1900) spiegelt sich nicht sehr reizvoll in den Kostümen (Gerdagro). Das Orchester unter Kurt Klippstätter spielt schmissig, gesungen wird zuweilen sehr gut, wenn auch alle musikalischen Komponenten sich erst im Schlußgesang („Hunderttausend Männer in der Nacht“) zu einem wirklichen zündenden Schlager vereinen. Dem (vielfach zu spät kommenden) Publikum müßte einmal verständlich gemacht werden, daß auch Vor- und Zwischenspiele zum Stück gehören und nicht durch bedenkenloses Geplapper gestört werden dürfen. Das hinderte nicht den Beifall nach fast jeder Nummer. In Gumpendorf ist man offenbar nicht sehr anspruchsvoll.

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