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Für's Gemüt

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Ganz behutsam leitet Cart Zeller mit der volksliedhaften Melodik seines „Vogelhändlers“ van Carl Millöcker zu Leo Fall über. Ein Operettenkomponist im Goldschnitt, das Gemüt war bei ihm stärker entwickelt als das Temperament. Girardi feierte als „Adam aus Tirol“ Triumphe, aber der Herr Dr. Zeller selbst durfte zeitlebens nie an die Rampe treten und sich für den Applaus bedanken. Er war höherer Beamter und dergleichen hätte sich nicht mit dem Dekor vertragen.

Baden läßt ihn gern zu Ehren kommen, denn er ist in diesen Mauern gestorben. Zu Unrecht geächtet, als gebrochener Mann. Die Badener traf keine Schuld an dieser Tragik. Seit Jahren setzt die Kurstadt dem Festspiel- und Freüachtspielbeurieb in Österreich mit dem „Operettensommer“ ein hübsches Schnörkel auf, den Reiz des charmant Antiquierten.

So traf man sich zur Eröffnungsvorstellung wieder einmal in der Arena, jenem liebenswürdigen Unikum aus Zuckerbäckerstuck und Eisentraversen, und erfreute sich an Walter Sofkas gelungener Inszenierung des „Vogellhändiers“. Daß der Ort der Handlung, 'die Rheinpfalz, in der Diktion der Mitwirkenden irgendwo bei Wien angesiedelt wurde, störte weiter nicht, das Reich der Operette hat eben seine eigene, am liebsten bodenständige, Geographie.

In der Rolle des Adam bringt Heinz Zednik seinen schlanken Tenor und seine sympathische Ausstrahlung zur Geltung. Beweglich, unbefangen und im Spiel manchmal ein bisserl auf Papageno. Ein Gewinn für Baden, ebenso wie Rotraut Völkel, die Postchristel. Mit ihrer gut und leicht geführten schönen Stimme wird sie gewiß Karriere machen. Dazu ist sie bühnensicher, resch und fesch, wie sich's für eine Wiener Soubrette gehört. Auch Ei?a Michalski als Kurfürstin stellt ihr Gesangstalent unter Beweis, nur spricht sie zu manieriert. Bewährt polternde Komik bietet Gottfried Nowak in der bombensicheren Rolle des Höflings, der von einem Bala-watsch in den anderen gerät.

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