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Giraudoux in Linz

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Der Linzer Schauspieldirektor Alfred Stögmüller bringt in den Kammerspielen in eigener Regie Jean Giraudoux’ geistvolles Drama mit seiner profunden, freilich in sarkastische Ironie verpackten Thematik „Der Trojanische Krieg findet nicht statt“. In einer gründlichen Einstudierung werden die Charaktertypen markant herausgearbeitet. Wenn auch der vorbereitende erste Akt die französische Leichtigkeit etwas vermissen läßt, kommt der zweite zur prächtigen Entfaltung. Als Bühnenbildner konnte ein prominenter Gast nach Linz gebracht werden, der künstlerische Berater der städtischen Bühnen Frankfurts, Franz Mertz. Sein Bühnenbild beschränkt sich auf das unbedingt Notwendige, und das in den denkbar einfachsten Formen. Das Thema des Dramas wird hervorgehoben durch das wuchtige Tor des Kriegstempels. In der Strenge des Bühnenbildes nach Form und Farbe kommen die Kostüme, die sich auf eine Andeutung der Antike beschränken, gut zur Geltung. Die dienende Funktion des Bühnenbildes trägt zur erhöhten Wirkung des Wortes wesentlich bei. Von den zahlreichen Darstellern standen im Sinne des Stük- kes im Vordergrund: Edo Richter als Hektor und Ursula Wondrak als Andromache. Sein Hektor ist männlich und voll Ebenmaß in Wort und Gestik. Ursula Wondrak findet echt frauliche Töne. Man versteht, daß ihre bloße Anwesenheit Odysseus umstimmt und für den Frieden gewinnt. Ludwig Tiefenbrunner wird als Odysseus der gleichfalls zentralen Rolle gerecht. Sein Sinneswandel wird glaubhaft. Martha Jenisch ist eine mehr sympathische als von einem Daimonion erfüllte Kassandra. Hingegen ist Helga Lehner als Helena in jeder Hinsicht überfordert. Berti Halovanic setzt als Hėkuba die ihm anvertrauten Pointen mit sicherer Eleganz. Georg Matthes parodiert mit Humor den Völkerrechtsexperten .Busiris. Auch die zahlreichen weiteren Mitwirkenden wurden den Anforderungen weitgehend gerecht. Das Premierenpublikum dankte mit anhaltendem Beifall.

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