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Goldschmied-Krimi

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Expressionistischen Klangzauber vermittelt die Festwochen-Premiere von Paul Hindemiths „Cardillac” an der Wiener Staatsoper.

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Expressionistischen Klangzauber vermittelt die Festwochen-Premiere von Paul Hindemiths „Cardillac” an der Wiener Staatsoper.

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Paul Hindemiths Oper „Cardillac” ist zwar in die Jahre gekommen, aber mit einem schlüssigen Regiekonzept kann Werken wie diesem neues Leben eingehaucht werden. Dank Marco Arturo Marellis phantasievoller Inszenierung ist das gelungen.

Marelli schafft es, in drei Akten (ohne Pause) einen gespenstisch unwirklichen Krimi vom Goldschmied Cardillac, der aus Liebe zu seinen Kunstwerken zum Mörder wird, zu erzählen. Im symbolistisch anmutenden Bühnenbild dirigiert er Sänger und Chor durch ein schillerndes, düsteres Pariser Häuserlabyrinth.

Weniger überzeugend ist Ulf Schirmers Umgang mit diesem „Meilenstein des modernen musikalischen Theaters”in der Erstfassung von 1926. Er beeinträchtigt expressionistischen Klangzauber und Einfallsreichtum mit wuchtigen Exzessen im Orchestergraben. Aber Originalität, Kraft und Spannung läßt Schirmer unangetastet.

Als krankhaft dem Mordwahn erlegenes Künstlergenie imponiert Franz Grundheber in der Titelrolle. Ein in sich gekehrter Cardillac, dem Tochter und Welt gleichgültig geworden sind. Stimmlich präsent, wird auch er mit den Orchestermassen überfordert. Adrianne Pieczonkas besorgte Tochter, Kurt Schreibmayers ratlos verliebter Offizier, Walter Finks ängstlicher Goldhändler und Eliane Coelhos eitle Dame ergeben ein respektables Ensemble. Aber sie hätten mitsamt dem Werk besser in die Volksoper gepaßt.

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