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Liturgisches Oratorium

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Eine vom Bildungswerk der Katholischen Aktion veranstaltete Aufführung von Franz Lisz« Oratorium ..Christus“ machte uns mit einem Werke bekannt, das in den Konzertsälen kein Heimatrecht zu erwerben vermochte, obgleich es mehrfache Ansätze einer Erneuerung des geistlichen Dramas in sich birgt und eine Fülle musikalischer Schönheiten aufweist, die eine Aufführung rechtfertigen. 1866/67, in der Zeit von Liszts römischem Aufenthalt entstanden, da der Meister sich viel mit Kirchenmusik befaßte, greift das auf liturgische, als«? lateinische Texte komponierte Opus auch auf die Musik der Liturgie, den Gregorianischen Choral, zurück, dessen Motive zuweilen allerdings eine seltsame chromatische Erweiterung erfahren. Sequenzenartige Wiederholungen in Halbton-rückung streben ein Verhältnis zur Romantik an, das deck Choral nur widerstrebend und ohne Treue eingeht. Ein Vergleich etwa mit Händeis „Messias“ verrät die Schwächen des Werkes: das Fehlen dramatischer Konzentration und die geringe Substanz der allzu klangselig ausgesponnenen Chöre, die das Ganze der Länge und Langatanigkeit in die Arme treiben, gegen die einige brillante Orchesternummern nicht aufzukommen vermögen. — Die Wiedergabe unter dem Dirigenten Dr. Alois Scraßl bemühte sich mit großem Ernst, den Schönheiten der Komposition gerecht zu werden, was im instrumentalen Teil besser gelang als im vokalen. Der lobenswerten Arbeit fehlte eine letzte Rundung, die bei einem weniger ansprudisvollen (und vor allem kürzeren) Werke wohl zu erreichen gewesen wäre.

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