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Moses mit Italianitä

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Di Musikologen, die sich intensiver mit dem (Euvre von Rossini befassen, wissen schon seit langem, daß seine Ewigkeitswerte keineswegs nur in der Opera buffa, wie dem „Barbier von Sevilla“, liegen, obwohl Beethoven dieser Meinung gewesen ist. Aber Vorurteile überwinden sich nicht leicht: und so hat es seit der Uraufführung der ersten Fassung des Melodrama sacro „Mose“ in Neapel 130 Jahre und seit der Uraufführung der ■weiten (Pariser) Fassung des gleichen Werkes 141 Jahre gedauert, bis das großartige biblische Werk, echte Oper aus Oratorienelementen, Feierlichkeit der Heiligen Schrift in einer Partitur von jubelnder Italianitä, musikalische Dichtung vom Freiwerden des jüdischen Volkes aus ägyptischer Sklaverei, auch in der Schweiz aus der Taufe gehoben werden konnte

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Di Musikologen, die sich intensiver mit dem (Euvre von Rossini befassen, wissen schon seit langem, daß seine Ewigkeitswerte keineswegs nur in der Opera buffa, wie dem „Barbier von Sevilla“, liegen, obwohl Beethoven dieser Meinung gewesen ist. Aber Vorurteile überwinden sich nicht leicht: und so hat es seit der Uraufführung der ersten Fassung des Melodrama sacro „Mose“ in Neapel 130 Jahre und seit der Uraufführung der ■weiten (Pariser) Fassung des gleichen Werkes 141 Jahre gedauert, bis das großartige biblische Werk, echte Oper aus Oratorienelementen, Feierlichkeit der Heiligen Schrift in einer Partitur von jubelnder Italianitä, musikalische Dichtung vom Freiwerden des jüdischen Volkes aus ägyptischer Sklaverei, auch in der Schweiz aus der Taufe gehoben werden konnte

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Die schweizerische Erstaufführung, die nunmehr am Stadtiheater Bern mit aller Pracht eines großen Ereignisses stattgefunden hat, vermittelt die Bekanntschaft mit dem „andern“ Rossini, wie er im „Guiüaume Teil“ und im ,,Siege de Corimthe“ letzte Größe erreichen konnte: der Stoff aus dem Alten Testament, um eine Liebesnebemhandfang zwischen der Nichte Mose und dem Sohne Pharaos im Sinne der damaligen Libretto-Klischees erweitert, ist mit schlichter Größe und zugleich mit alllem Feuer mediterranen Temperaments komponiert. Moses ist der Held im Mittelpunkt: er tut mit göttlicher Hilfe die Wunder, um sein Volk zu retten: und das Volk, der Chor, ist sein machtvoller Mitspieler, großartig in der Aktion und in der gesanglichen Hingabe — indes Pharao der Tyrannei und der Intrige verhaftet bleibt, dem Strafgericht des Höchsten nicht entgehend. Die Ariosi und die Ensembles sind von überströmender Schönheit — das Gebet Mose und der Juden im letzten Akt von überwältigender Einfachheit und inniger Beseelung. Unter der zündenden Leitung von Lamberto Gardeiii, von Hans Hartleb in einem amphitheatralischen Treppendekor majestätisch inszeniert, erlebte das Berner Stadttheater den „Moses“ in italienischer Sprache: eine Darbietung von Glanz und Wohllaut mit den korrekt spielenden Berner Philharmonikern und dem in seiner Großleistung stupen-den, um den Chor des „Echo romand de Berne“ auf 92 Personen verstärkten Stadttheater-Chor in minutiöser Einstudierung durch Anton Knüsel. Die Solisten demonstrierten, durchwegs mit Können, eine Musterkarte internationaler Zusammenarbeit.

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