Der 38jährige Manfred Schwarz, Berner dramatischer Schriftsteller, verfaßte vor drei Jahren ein recht originelles Zweipersonenstück, das nun im Bemer Theater am Käfigturm seine Uraufführung erlebt hat. Es nermt sich „Ohrfeigen zu Schwarztee" oder „Liebesnächte im Mai", worunter der Autor noch in Klammer „Zwei Titel ohne Stück" gesetzt hat. Die Schockwirkung begirmt also schon auf dem Theaterzettel. Sie wird dadurch gesteigert, daß der Dialog zwischen einem „Er" und einer „Sie", der den ganzen Theaterabend anhält, hnmer wieder den Hinweis laut werden läßt, sich an den Text
Der 72jährige Tschn En-lai, Botchinas Premierminister seit 1949, hat kürzlich in einer Rede vor dem französischen Fernsehen die führende Rolle seines Landes im Kampfe gegen den „Kolonialismus“ unterstrichen. Diese Worte konnten den aufmerksamen Hörer freilich nicht vergessen lassen, daß sich dieses „antikolo-nialistische“ China zu gleicher Zeit eines Kolonialismus schuldig macht, der in seiner gezielten Grausamkeit alles übertrifft, was die Kolonialgegenwart anderenorts zu melden weiß.
Zu den berühmten Liebespaaren unseres Bildungsschatzes, die man in einem Atem nennt, wie Hero und Leander oder Faust und Margarethe, gehören auch Abaelard und Heloise. Der bretonische Adelige Abaelard (1079 bis 1142), französischer frühscholastischer Philosoph und Theologe, der in Paris lehrte und mit einigen Punkten seiner Lehre mit der Kirche in Konflikt gekommen ist, liebte seine Schülerin Heloise (1101 bis 1164), Nichte des Kanonikus Fulbert. Als Heloise Abaelard einen Sohn schenkte, heiratete er sie, er verlangte aber, daß die Ehe geheim bleibe, um seine geistliche Karriere nicht zu
Mit Georg Büchner hat Grass in seinem dramatischen Oeuvre das im Grunde Undramatische gemeinsam, das Aneinanderreihen von Szenen und Bildern ohne kausalen Zusammenhang: solches ist ein Handikap bei Büchner, selbst wenn er als heftiger Revolutionär seine Charaktere psychologisch durchdringt — es ist ein um so größeres Handikap bei Grass, bei dem es sich nach seinen eigenen Worten immer um einen „analytischen Prozeß, mit Mitteln der Literatur ausgeführt“, handelt, ob er nun ein Stück oder einen Roman oder ein Gedicht schreibt.„Davor“, sein jüngstes, im Berner Ateliertheater
Ein interessanter Widerstand regt ich in der Schweiz geigen ihren Beitritt zum Atomsperrvertrag. Der Widerstand ist gewichtig sowohl in seinen Argumenten als auch durch den Namen eines der Unterzeichner des Manifests, mit dem das ad hoc gegründete Aktionskomitee in die Öffentlichkeit getreten ist, nämlich des Oberstkorpskommandanten Paul Gigly, Generalstabschef der Schweizer Armee.Vor dem Parlament in Bern hat vor zwei Jahren der schweizerische Außenminister Bundesrat Willy Spühler für einen Beitritt der Eidgenossenschaft zum Atomsperrvertrag plädiert.Die Stellungnahme des
„Das Wissen um die nahenden politischen Entscheidungen zieht viele Menschen in die Kirche, die sie durch viele Jahre hindurch nicht betreten haben.“ Dieser Satz, der in einem Bericht über die Lage der Kirche in der Tschechoslowakei in der in Rom erscheinenden tschechischen Monatsschrift „Novy zivot“ („Neues Leben“) steht, sagt eine Grundwahrheit aus: Hinter dem Eisernen Vorhang beschuldigen die Katholiken einander weniger des „Progressismus“ oder des „Konservativismus“ als in der freien Welt — dafür beten sie mehr um den Beistand des Heiligen Geistes und bemühen sich, ihre Präsenz im Auf und Ab des nunmehr schon mehr als 21 Jahre währenden kommunistischen Regimes zu beweisen.
Di Musikologen, die sich intensiver mit dem (Euvre von Rossini befassen, wissen schon seit langem, daß seine Ewigkeitswerte keineswegs nur in der Opera buffa, wie dem „Barbier von Sevilla“, liegen, obwohl Beethoven dieser Meinung gewesen ist. Aber Vorurteile überwinden sich nicht leicht: und so hat es seit der Uraufführung der ersten Fassung des Melodrama sacro „Mose“ in Neapel 130 Jahre und seit der Uraufführung der ■weiten (Pariser) Fassung des gleichen Werkes 141 Jahre gedauert, bis das großartige biblische Werk, echte Oper aus Oratorienelementen, Feierlichkeit der Heiligen Schrift in einer Partitur von jubelnder Italianitä, musikalische Dichtung vom Freiwerden des jüdischen Volkes aus ägyptischer Sklaverei, auch in der Schweiz aus der Taufe gehoben werden konnte
„Faust“ ist so eng mit unserem Goethe-Wissen verknüpft, daß wir, wenn wir uns nicht gerade literaturhistorisch betätigen, von anderen „Fausten“ kaum Kenntnis nehmen. Nikolaus Lenau (1802 bis 1850) brachte freilich die richtige Einstellung zu Papier: „Faust ist zwar von Goethe geschrieben, aber deshalb kein Monopol Goethes, von dem jeder andere ausgeschlossen wäre. Dieser ,Faust ist Gemeingut der Menschheit.“ So entstand dieses Gemeingut der Menschheit auch in einer Lenau- schen Diktion. 1823 erstmals geplant, 1832, vier Jahre nach Goethes Tod, in erster Fassung beendet, 1840
Die Problematik im „Bürger als Edelmann“ von Moliere — das Stüde wird 1970 seinen 300. Geburtstag feiern — ist keineswegs veraltet. Das Streben nach dem Status einer bessergestellten Klasse gibt es in so gut wie einer jeden Gesellschaftsordnung; auch das Schlagwort von der „Egalite“, das seit der Französischen Revolution in der Terminologie aller „Fortschrittlichen“ wiederkehrt, hat ein bestimmtes Oben und Unten noch in keiner Gesellschaft zu beseitigen vermocht, nicht in der kapitalistischen Wohlstandsgesellschaft etwa der Vereinigten Staaten von Amerika, wo Einkommenslagen
32 junge reformierte Theologen in der Calvin-Stadt Genf haben sich geweigert, das Ordinationsgelübde abzulegen. Stellt diese Weigerung ein Teilgeschehen im Ablauf der derzeitigen Jugendrevolten am laufenden Band dar, oder hat sie spezielle Bedeutung?Die jungen Theologen haben erklärt, daß sie die traditionelle „Hir- ten“-Rolle des Pfarrers nicht gutheißen: Ihrer Meinung nach verleitet die Pfarrerrolle die Gemeinde zur Untätigkeit, zu Abschiebung aller christlichen Aktivität auf den Pfarrer allein — wobei überdies die Pastoralen Möglichkeiten im Genf von heute angezweifelt werden.
Auf einem 15 Hektar großen dem Vatikan gehörenden Terrain zwischen Jerusalem und Bethlehem im früher jordanisch besetzten Gebiet des alten Palästina, ist mit dem Bau eines „Akademischen Institutes für die interkonfessionelle Annäherung der Christen" begonnen worden. Die Initiative zu diesem Akademischen Institut geht auf Papst Paul VI. zurück, der sie anläßlich seines Besuches im Heiligen Land zum ersten Male geäußert hat. Das Bauterrain liegt im Stadtgebiet des jetzt von den Israelis angegliederten Ost- Jerusalem: die Pläne stammen von Jussuf Churi, . einem Ostjerusalemer
Wieviel Prag an der Kirche gutzumachen hat, erhellt aus einem Interview, das kürzlich in der Prager Zeitung „Lidovä demokracie“, dem Organ der katholischen Volkspartei, erschien. Der Zeitungsredakteur hat den Bischof der nordböhmischen Diözese Leitmeritz, Dr. theol. Stefan Trochta aus dem Salesianerorden, der bis jetzt sein Bischofsamt nicht oder noch nicht wieder ausüben darf, in seinem Zimmer in einem Caritas- heim in Südböhmen aufgesucht. Doktor Trochta gehörte in den zwanziger Jahren zu den beliebtesten Priestern der Prager Peripherie: Er baute ein Jugendheim in einer bereits