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Prag hat viel gutzumachen

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Wieviel Prag an der Kirche gutzumachen hat, erhellt aus einem Interview, das kürzlich in der Prager Zeitung „Lidovä demokracie“, dem Organ der katholischen Volkspartei, erschien. Der Zeitungsredakteur hat den Bischof der nordböhmischen Diözese Leitmeritz, Dr. theol. Stefan Trochta aus dem Salesianerorden, der bis jetzt sein Bischofsamt nicht oder noch nicht wieder ausüben darf, in seinem Zimmer in einem Caritas- heim in Südböhmen aufgesucht. Doktor Trochta gehörte in den zwanziger Jahren zu den beliebtesten Priestern der Prager Peripherie: Er baute ein Jugendheim in einer bereits damals stark kommunistisch beeinflußten Gegend (Kobylis), wo es ihm als trefflichem Nachfolger Don Boscos gelang, Jungproletarier in die Kirche zu bringen und zu Anhängern echter christlicher Men schenliebe umzumodeln. Während der Kriegsjahre, da Prag und „Böhmen-Mähren“ dem Dritten Reich eingegliedert waren, wurde er nach dem Attentat auf den Nazi-Ober- schergen Heydrich von der Gestapo verhaftet, die sein Jugendheim als „Asyl für kommunistisches Gesindel“ bezeichnete. Trochta wurde damals verhört und gefoltert — aber nicht verurteilt. Er wurde in Prag-Pan- krac inhaftiert, dann im Sitz der Prager Gestapo in der Petschek- Bank, dann in Mauthausen und zuletzt in Dachau. Nach dem Krieg in die Tschechoslowakei zurückgekehrt, wurde er — damals 42 Jahre alt — im November 1947 zum Bischof von Leitmeritz ernannt, einer durch die Aussiedlung der Sudetendeutschen und die Ankunft neuer Bewohnei religiös besonders erschütterten Diözese.

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