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Schicksalsverstrickte Renaissance

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Mit der Uraufführung von „Gesualdo” erfüllte die Staatsoper . eine langgehegte Erwartung. Ein großer Wurf ist dem Komponisten aber nicht gelungen.

Zugegeben, mit einem schwülstig altmodischen Text wie jenem von Richard Bietschacher hätte sich jeder Zeitgenosse schwergetan. Weist Schnittke mi^ dröhnendem Glockengeläute, wogenden Klangeffekten und expressiven Ausbrüchen auf das Schicksalhafte in den Daseinsverstrickungen des neapolitanischen Renaissancefürsten Don Carlo Gesualdo, so treibt Bietschacher die Dramatik mit blumenreichen Worten aus.

Warum Donna Maria, Gattin Ge-sualdos, fremdgeht - was für sie und ihren Liebhaber Fabrizio durch die rächende Hand des Gatten mit Tod endet - verrät weniger die Sprache als die Musik. Die Figuren bleiben künstlieh in diesem vor allem gefälligen Opernwerk. Gefällig bleibt auch die Inszenierung Cesare Lievis in Davide Pizzigonis durchgestyltem Bühnenbild: In diesen kahlen, leeren Räumen aus reizvollen Farben vegetieren die einsamen Figuren des Dramas - vor allem der verstörte Fürst Gesualdo, der Künstler, der die Brüchigkeit seiner „modernen Zeit” quälend empfindet.

Immerhin bescheren Mstislav Rostropovitch und das Staatsopernorchester dem Werk belebende Spannung, Farbigkeit und große dramatische Ausbrüche: Die Liebesszenen Donna Marias und ihre Ermordung sind von beklemmender Intensität. Die Besetzung zeigt hohes Gesangsniveau - auch wenn sie keine Überraschungen parat hat. Peter Weber ist ein gequälter Grübler voll Selbsthaß, Graciela Araya eine attraktive, fast laszive Donna Maria, John Dickie ein Liebhaber Fabrizio, der in den Tod mitgerissen wird.

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