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Spanisches Tanztheater

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Als Luisillo mit seiner Truppe im Sommer 1960 im Rahmen der Salzburger Festspiele auftrat, konnte er als Leiter und Choreograph eines Volkstanzensembles klassiert werden. Kaum mehr. Heute rechtfertigt dieses Ballett, das an vier Abenden im Theater an der Wien gastiert, durchaus den Titel „Spanisches Tanztheater“. Zur Intensität und Echtheit der Darbietungen kommen heute: erhöhte Präzision, kunstvollere Choreographien und ein reicheres Repertoire, das vom einfachen Divertissement über die getanzte Ballade bis zu fast abstrakten Schöpfungen reicht. „Sinfonia Sevillana“ und „Sierra Bermeja“ entsprechen noch ein wenig der Klischeevorstellung, die man vom spanischen Tanz hat. Dann überrascht „Luna Sangriente“ („Blutroter Mond“), eine zwischen zwei feindlichen Zigeunerstämmen spielende Romeo-und-Julia-Tragödie, durch die knappe, balladenhafte Formung und hochgradige Stilisierung. Die „Huldigung für die Se-guiriya“ (einen Canto jondo aus der Flamenco-Gattung) ist im Tänzerischen eher konventionell, zeichnet sich aber durch die originale Guitarrenmusik und einen kehligen Flamencosänger sowie durch eine sehr moderne, an antike Szenerien erinnernde Dekoration aus. „Giganten und Dickköpfe“ ist eine Groteske von echt spanischer Art: In Saragossa, am Fest der Muttergottes von Pilar, zieht eine Prozession über die Bühne, und alle, sogar die von ihrem Priester immer wieder zurückgehaltenen Chorknaben, tanzen die „jota“. — Das Erstaunlichste, für die meisten Besucher dieses Premierenabends wohl unbekannteste Genre war durch das Ballett „Rias Baixas“ vertreten, eine an einem Festtag in Galicien spielende folkloristische Szene von hohem farblichen und tänzerischen Reiz. Hier tut sich eine von den übrigen spanischen Tanzlandschaften völlig verschiedene Art und Szenerie auf. Alles ist heiter, gelöst und farbenfreudig. Schon die Kostüme (die Männer in leuchtendem Rot-Weiß-Grün, die Mädchen in Schwarz-Weiß-Rot) erinnern an den Balkan, die Tänze und die Musik (mit tamburinartigen Trommeln und Dudelsack) an baskische Volkstanzgruppen, wie wir sie vor Jahren einmal im Rahmen eines französischen Gastspiels im Großen Konzerthaussaal gesehen haben. Diese Nummer erhielt auch den lebhaftesten Beifall.

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