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Tänzer und Sänger aus Afrika

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Eine kleine Truppe von sieben Männern und fünf Frauen unter der Leitung des jungen Kėi'ta Fodėba aus einem Herrschaftsgeschlecht der Mali, gastiert während des Monats August jm Bürgertheater. Die einzelnen Mitglieder der Truppe kommen aus Senegamblen und Oberguinea, von der Elfenbeinküste und aus Togo, einige von ihnen sind Mohammedaner, die Tänzerin Mariama ist Christin. Untereinander verständigen 6ie sich auf Französisch. Also ein auf den ersten Blick (die hohen, 6ehr schlanken, aber offenbar nicht rassegleichen Männer und die kleinen, zur Fülle neigenden Frauen) bunt zusammengewürfeltes Ensemble. Und trotzdem: mit Ausnahme zweier Lieder zu Gitarrebegleitung, die iberischen — wahrscheinlich kreolisch-portugiesischen — Einfluß zeigen, wirkt alles echt. Und zwar nicht im musealen Sinn, sondern 60, wie die spärlichen Kostüme aus einfarbigem Originalgewebe und aus buntbedrucktem Kattun. Was 6ie zum Klang dumpfer Handtrommeln und hellerer Rasseln vorführen, 6ind heute noch lebendige Tänze, Rituale und Pantomimen: eine Feier am Vortag der Löwenjagd, Tänze der Früchteverkäufer und der Liebenden, Kampfspiele und die Sage vom Senegalhäuptling Bigolo, der 6terben muß, weil er die Maske des Kriegsgottes verhöhnt hat. Sie tanzen hemmungslos, musizieren mitreißend und agieren mit Humor.

Diese Kunst ist weder Ausdruck einer „Stimmung" noch weist sie die strenge fernöstliche Stilisierung und Symbolik auf. Trotzdem ist es nicht „Musik an sich" und auch nicht „Tanz an sich". Beide sind noch mit dem „Ganzen" verknüpft. Weder im allgemeinen noch im einzelnen hat man den Eindruck, hier eine primitive Vorstufe der europäischen Kunst vor 6ich zu haben. Was uns von ihr trennt, . ist das Magische. Nicht, daß wir kein Gefühl dafür hätten, aber es ist weder Antrieb noch Grundanliegen abendländischer Kun6t. Wohl begegnen wir magischen Elementen zum Beispiel im Jazz, der durch endlose Wiederholung kurzer melodischer oder auch nur rhythmischer Motive („riffs"), eine rauschhaft-betäubende Wirkung ausübt. Daher war auch die Demonstration des Zusammenhangs zwischen einem alten Tanz aus Guinea und unseren „moderner! Tänzen (Gharleston von 1922 und Be-bop von 1952) sinnvoll.

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