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Wohliger Musikteppich

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Die Story von Bussel Hoban handelt von jenen Mythen, die Oper haben entstehen lassen: von Orpheus, von der Überwindung des Todes durch die Sehnsucht. Sie verrückt die Zeit, macht keinen Unterschied zwischen Idee und Mensch, zwischen Bild und Abbild. Erleben ist nicht mehr als ein Polaroidfoto. Kong, die Idee, verliebt sich in Perl, das gemalte Mädchen von Vermeer mit einem Perlenohrring.

Alles das wird aber mit Mitteln des modernen Operntheaters nicht ausgedrückt. Die Musik ist wohlig-gleichförmig, ein wenig erinnerbares Stimmengewebe, das nur manchmal - in der Wiederfmdungsszene Kongs mit Perl (wohlklingend das Tenor-Sopran-Liebespaar Doug Jones und Bobin Lee) - Stille und Innigkeit gönnt. Die Musik breitet - ohne einzelne Bezüge zu setzen - den Teppich unter die Vielzahl der Szenen, die gleichzeitig und ohne Erläuterung wenig verständlich ablaufen. Das Philharmonische Orchester Györ unter Andreas Mitisek brilliert.

Auf der Bühne ist viel zu sehen: da strömt schon vor Beginn unerläßlich und lärmend Wasser in den Totenfluß, durch den die Toten mit ihrem Chef Adunis (großartig Martin Winkler) waten. Exzellente Protagonisten versuchen sich im überdimensionalen, den Weg verstellenden Bühnenbild bemerkbar zu machen. Wenn Birtwistle den von Max Steiner vertonten Film-King-Kong auf einer Monitor-Beihe und einer riesigen Projektionswand einspielen läßt, reißt sich das Publikum ungern von der Filmwelt los, um in die Oper zurückzukehren.

Die Oper, 1994 uraufgeführt, ist modern in ihrem medialem Einsatz, in jenem der Stimmen ist sie anachronistisch. Der in Trauer, Freude und Streit undifferenzierte Gesang nimmt keine dramaturgische Funktion ein.

Großer Dank an das Wiener Operntheater, das in glänzender Ensembleleistung den interessierten Wienern ein Museum der musikalischen Moderne anbietet. (Noch am 1., 2., 7., 8., 10. März zu sehen. Tel. 587 05 04)

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