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Balthasar Klossowski de Rola, der sich den Namen Balthus zulegte, ist sich stets treu geblieben. Einer, der durch Kompromißlosigkeit provoziert. Von „hochfahrender Unverfrorenheit”, zurückgezogen lebend, dabei gesellig und diskussionsfreudig-als Maler alles andere als ein Avantgardist, und doch ein Bedeutender. Malerei war für ihn stets Ausdruck einer Innenwelt, was sich in der Außenwelt, der Gesellschaft tat, war ihm für seine Kunst egal. Man kann ihn am ehesten zwischen Picasso und Rene Magritte einordnen.

Seine Bilder haben surreale Elemente, aber er war kein Surrealist. Mit dem Ruf „Aber das ist ja gegenständlich!” verließ ein berühmter Surrealist eine Balthus-Ausstellung, aber wenig später kaufte sich Picasso ein Werk des von ihm geschätzten jungen Mannes.

Einen umfassenden Einblick in das Werk Balthus', in seine Vielseitigkeit und die über Jahrzehnte zu verfolgenden Konstanten, bietet ein im Vorjahr bei Gallimard, auf Deutsch bei Schirmer/Mosel erschienener Band. Der Autor, Claude Roy, ist seit 40 Jahren mit Balthus befreundet - wohl einer seiner besten Freunde neben Giaco-metti, mit dem Balthus eine tiefe Seelenverwandtschaft verband. Balthus ist einer jener Künstler, die ihre materielle Unabhängigkeit (sein Lieblingsvorfahr hatte große Ländereien seinen Bauern geschenkt und dann Jus studiert, weil sie ihn baten, „wenn er schon nicht mehr ihr Herr sei, ihr Verteidiger zu bleiben ”) als Basis einer von äußeren Zwängen freien künstlerischen Entwicklung benützten.

Er ist ein Grenzgänger zwischen Wirklichkeit und Traum, Phantasie und (sehr oft sexueller) Obsession, und wenn der mit seiner japanischen Frau in einem uralten französischen Gutshof lebende Balthus auch erfolgreich alles unternahm, um ein Geheimtip zu bleiben, gilt er doch der Minderheit, die ihn kennt, als einer der Großen des Jahrhunderts. Das Buch erleichtert den Zugang zu seiner faszinierenden, nicht immer leicht zu entschlüsselnden Kunst.

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