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Stoßtrupp

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Vom norwegischen Filmschaffen ist in Mitteleuropa wenig bekannt. Vermutlich setzt die Sprachgrenze den Produktionen Norwegens sehr enge Grenzen, und die unbekannten Schauspieler bieten ausländischen Verleihern wenig Anreiz, solche Streifen anzukaufen. Der Film wird nun einmal als Ware gehandelt, dessen Wert nicht von seiner Qualität bestimmt wird, sondern in erster Linie von den geschäftlichen Möglichkeiten. Dies ist vermutlich auch der Grund, warum der norwegische Film „Ni liv“ (zu deutsch „Nein Leben“) erst nach acht Jahren auch in unsere Kinos gelangt. Er ist aber auch für die heimische Filmproduktion beispielhaft, denn er ist sich der Möglichkeiten und Grenzen voll bewußt und versucht keinerlei Liebäugeln mit internationalen Geschäften, die sich in der Praxis oft als sehr zweifelhaft erwiesen haben.

Der Regisseur Arne Skouen suchte nicht krampfhaft nach einer sensationellen Story, sondern erzählte schlicht, fast dokumentarhaft eine tatsächliche Begebenheit aus der deutschen Besatzungszeit in Norwegen: die Flucht eines Widerstandskämpfers, der als einziger ein mißglücktes Partisanenunternehmen überlebt. Er geht gar nicht allzu konkret auf die politischen Zusammenhänge ein, konzentriert sich dafür um so mehr auf das menschliche Erlebnis dieser Begebenheit. Es ist die qualvolle Flucht eines gewissen Jan Baalsrup durch polare Kälte und Einsamkeit, die nur durch einen schier übermenschlichen Lebenswillen durchlitten und überlebt werden konnte. Ein erschütterndes Beispiel menschlicher Leidfähigkeit, aber auch menschlicher Nächstenhilfe.

Oft sah man schon im Film Fluchtgeschichten, die jedoch selten gefan- gennahmen. Bei diesem norwegischen Film geht man richtig mit, und dies bezeugt seinen inneren Wert, seine Glaubwürdigkeit und seinen menschlichen Kern. Es ist ein echtes Ereignis, bar jeder billigen Sensationshascherei. Der Streifen verzichtet auch so wohltuend auf jedes Heldenpathos, überhaupt auf jeden falschen Ton, deshalb lebt und leidet man auch ehrlich mit.

Letzteres kann man von dem ungarischen Streifen „Die Hoffnungslosen“ nicht sagen, trotz stimmungsvoller Bilder, stilsicherer Regie und ausschwingender Melancholie. Der Widerstandskampf gegen das harte Regime des Kaisers in Wien um 1870 ist viel zu sehr gespickt mit Tendenzen und Affekten, sowie schwarzweiß zeichnender Charakterschilderung, um eine echte Anteilnahme aufkommen zu lassen.

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