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„Der Teufel als Diener“

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Ein religiöses Spiel braucht durchaus nicht langwellig zu selnl — Das beweisen die Freilichtaufführungen eines barocken Dominikanerdramas In Lienz. Im vergangenen Jahr wurde in der Osttiroler Hauptstadt dieses religiöse Tiroler Spiel aus dem frühen 17. Jahrhundert zu neuem Leben erweckt. Der Lienzer Student der Theaterwissenschaft Norbert Hölzl hat das ursprüngliche Spiel, das bisher nur unter dem Namen „Virgener Rosenkranzspiel“ bekannt war, gänzlich umgearbeitet; er hat es von allem barocken Schwulst befreit und das Wesentliche herausgearbeitet. Auch gab er dem Stück den neuen Titel „Der Teufel als Diener“. Der große Erfolg dieser Freilichtaufführungen veranlaßte die Stadtgemeinde Lienz und die Spieder-gruppe zu einer Wiederholung in diesem Sommer.

Es ist ein Spiel von Schuld und erlösender Gnade, von der Macht des Bösen und von der rettenden Kraft ies Rosenkranzgebetes. Das ,Dimas“-Drama vereint das „Faust“-Motiv mit dem „Jedermann“-Thema: Katholische Version der „Faust“-Sage mit Teufelspakt im verzweifelten Durchkämpfen zur Wahrheit und n der Rettung des armen Sünders durch Maria; „Jedermann“ in der Bekehrung des reichen Jünglings im Angesicht des Todes, dessen mächtig irohender Ruf wie ein Blitzstrahl n sein verbrecherisches Leben fällt. Das Sinken In Laster des jugend-ich Unerfahrenen und sein heroisches Aufstelgen zur Tugend er-nnern an das biblische Motiv der Spiele vom „Verlorenen Sohn“.

Der stimmungsvolle Hof von Schloß Bruck gibt dem Spiel einen wirkungsvollen Rahmen. Die Inszenierung, die der dänische Theater-vlssenschaftler Prof. Vagn Borge be-lorgte, läßt das dramatische Gesehenen auf einem einfachen Podium mit lur einem Faß für die Teufelsauf-Titte als einzig ruhenden Punkt vor lern mächtigen, In den Himmel strebenden Bergfried abrollen. Die Steintreppe, die den Hof mit dem Turm verbindet, ist wie geschaffen für die Himmelsszenen. Effektvolle Beleuchtung, Musik, Paukenschläge, Glockenspiel steigern noch die Wirkung des Spiels, Was die Laienspieler — allen voran Norbert Hölzl als Darsteller des Dimas — leisten, Ist erstaunlich, denn einige Rollen sind äußerst schwierig zu gestalten. — Diese Aufführungen sind aber nicht nur ein lebendiges Stück Kulturgeschichte, sondern erfüllen gleich-zeltig auch ein seelsorgliches Anliegen.

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