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Der Zuseher wird zum Komplizen

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Der junge, begabte Wiener Arno Frisch könnte zum Anthony Perkins des österreichischen Films werden: In seiner kurzen Laufbahn als Filmschauspieler hat er bisher ausschließlich Mörder verkörpert; so auch in den beiden neuesten heimischen Produktionen: „Funny Games” (Regie: Michael Haneke) und „Blutrausch” (Regie: Thomas Roth) - zwei Streifen, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten.

„Funny Games” ist eine eindringliche und höchst beklemmende Stellungnahme zum Thema Gewalt und Medien. Der Film, der bei den Festspielen von Cannes für großes Aufsehen sorgte, ist wohl einer der grausamsten, der je über eine Leinwand lief - obwohl die Akte roher, blutiger Gewalt stets im off ausgeübt werden. „Funny Games” beginnt wie ein herkömmlicher Thriller. Statt dem Zuseher jedoch Nervenkitzel und wohligen Schauer zu verschaffen, macht er ihn zum Komplizen von brutalster, sadistischer Gewalt und konfrontiert ihn auf fast unerträgliche Weise mit dem Leiden der Opfer.

Für Peter und Paul (Frank Giering und Arno Frisch), zwei an sich wohlerzogene, junge Männer, ist der Unterschied zwischen Realität und medialer Fiktion verschwunden; für sie sind Mord und Folter nur noch „lustige Spielchen”. Wie von Fernsehkanal zu Fernsehkanal hoppen die beiden an einem Badesee von Wochenendhaus zu Wochenendhaus und hinterlassen eine Spur des Todes. Der beklommene Zuseher wird Zeuge, wie die beiden ein Ehepaar und ihr Kind (Susanne Lothar, Ulrich Mühe und Stefan Clapczynski) aus reinem Spaß terrorisieren und schließlich umbringen. Dann geht es frisch und fröhlich weiter zum nächsten Wochenendhaus. „Funny games” ist zwar nur schwer zu ertragen, aber: ein Film, den man gesehen haben muß.

„Blutrausch” ist hingegen ein harmloses Filmchen, das einen Kriminalfall im Rockmusiker- und Sado-Maso-Milieu erzählt. Held des Streifens ist Willi Resetarits' Alter Ego Dr.

Kurt Ostbahn. Trotz eines sehr originellen Aufgebots komischer Wiener Typen (Lukas Resetarits, Fußballtrainer Ernst Dokupil in seiner ersten Rolle) wird das Zwerchfell des Zuse-hers nur mäßig beansprucht. Der beabsichtigte Humor zündet nicht so recht, der Schmäh lahmt. Zumindest aber wird eine brennende Frage geklärt: „Was sind Sie eigentlich für ein Doktor?”, fragt eine Kommissarin (Silvia Fenz) den Ostbahn-Kurti. „Doktor der Önologie”, lautet dessen Antwort - obwohl er sich hauptsächlich von Bier ernährt und für Wein nicht viel übrig zu haben scheint. (Ab 19. September)

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