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Diesmal Sexkrimi

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Warum man die Handlung des amerikanischen Kriminalfilms „Der Detektiv" ausgerechnet im Homosexuellenmilieu ansiedeln mußte, ist nicht ganz einzusehen. Diese Polizeistory hätte ebenso gut jeden anderen „Rahmen“ vertragen, aber offensichtlich hatte es dem Regisseur Gordon Douglas gerade diese Atmosphäre angetan. Von diesem Einwand abgesehen entpuppt sich der Streifen als perfekte Routineleistung, die an verwirrendem und doch logischem Aufbau, an Spannung, technischer Perfektion und darstellerischer Brillanz kaum noch zu überbieten ist.

Was den Streifen vor allem auszeichnet, ist ein thematischer Tiefgang, der bei Filmen dieses Genres eigentlich völlig unüblich ist. Dieser Leutnant Leland ist mehr als ein sturer Polizist, der nur seine Pflicht tut — er ist ein Mensch, der sich über seine Handlungen Gedanken macht und vor seinem Gewissen darüber Rechenschaft abzulegen versucht.

Über die Darsteller läßt sich nur Gutes berichten: Frank Sinatra gelingt als unterspielendem Leland wieder die konturenscharfe Zeichnung eines außergewöhnlichen Charakters — seit dem großen Erfolg seines Filmes „Der Schnüffler“ wandelt er übrigens unbeirrt auf Humphrey Bogarts Spuren —, Lee Remick macht die Seelenqual der Psychopathin glaubhaft, und Jacqueline Bisset ist mehr als nur optisch angenehmer Aufputz.

Das gilt auch von dem ersten Film des deutschen Nachwuchsregisseurs Michael Verhoeven, der sich mit der Verfilmung von Motiven aus Strindbergs „Totentanz“ einem schwierigen Anliegen verschrieben hat. Zwar gelingt es ihm, den sprichwörtlichen Menschenhaß, der aus den Dramen dieses Autors spricht, spürbar zu machen, doch was er bietet, ist und bleibt verfilmtes Theater. Da ihm aber Darsteller wie Lilli Palmer und sein Vater Paul Verhoeven zur Verfügung standen, wird dieses Manko größtenteils aufgehoben.

Von der Gestaltung her beweist Michael Verhoeven außergewöhnliches Geschick, wenngleich ihm mit Henning Christiansen als Kameramann ein alter Routinier und Meister seines Faches zur Seite stand.

Kulturnotizen

• Leonard Bernsteins Ballett „Fancy Free" erlebt am 15. April 1969 ihre österreichische Erstaufführung im Grazer Opernhaus.

• Im Museum des 20. Jahrhunderts wird vom 28. September bis 16. Oktober eine Ausstellung des „Club Photographique de Paris“ gezeigt, deren Thema „Paris Mai 68" ist.

• Rudolf Weys, Bühnenautor, Schriftsteller, Kabarettist und Kritiker, feierte am 30. September seinen 70. Geburtstag.

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