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Don Gil in Linz

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Als Lustspiel für die Faschingszeit bringt das Linzer Landestheater in den Kammerspielen Tirso de Molinas Komödie „Don Gil von den grünen Hosen“. Über den Autor und das Stück schrieb die „Furche“ (Nr. 35/1963) anläßlich der Freilichtaufführung in Klosterneuburg. Es soll nun über die Linzer Aufführung berichtet werden, die in der Nachdichtung von Hans Schlegel von Hasso Degner zu einer ausgezeichneten, geschlossenen Ensembleleistung gestaltet wird, für die Heinz Köttel ein einstimmendes, reizvolles Bühnenbild und farbenprächtige Kostüme schuf. Hässo Degner versteht es, das virtuose Schürzen und Lösen der Knoten des Spiels, das wohl einen Höhepunkt der Mantelund Degenstücke darstellt, das immer anders erfolgt als es der Zuschauer erwartet, spannungsvoll herauszuarbeiten. Die dreifache Rolle als Donna Juana, Donna Elvira und Don Gil macht sichtlich Maria Falkenhagen Freude. Sie wirbelt vergnügt und Vergnügen bereitend über die Bühne und bringt Pointen an Witz und Schlauheit so überzeugend, daß es ihr gelingen muß, ihren geliebten Don Martin aus den Netzen der reichen Donna Ines, gesponnen von den beiderseitigen Vätern, zu lösen. Ursula Bredin stattet Ines mit mädchenhaftem Liebreiz aus. Ihr Vater Don Pedro erhält durch Franz Essel das nötige Gewicht. Donna Clara wird von Ingrid Heitmann mit Charme und feiner Komik dargestellt. Lore Johannsen gibt ihrer Tante die ihr zukommende Würde. Die hohe Anforderungen stellende Rolle des flatterhaften Don Martin wurde Werner Englert anvertraut., Molina verfügte über eine für die damalige Zeit ungewöhnliche psychologische Einfühlung. Karl Vossler sagt von ihm: „Ich kenne keinen zweiten spanischen Bühnendichter, den der Untergrund der menschlichen Seele, das, was wir heute das Unbewußte oder Unterbewußte oder Verdrängte, vom Tageslicht Verscheuchte nennen, so anhaltend beschäftigt, so unwiderstehlich anzieht.“ Englert wird den Anforderungen voll gerecht. Prächtig distanziert Manfred Scheibler den- draufgängerischen Don Mende. Eine Meisterleistung ist auch diesmal Hubert Mann als dumm-schlauem Diener zu danken. Der Witz des Stückes erwies sich auch heute noch so wirksam wie vor 350 Jahren.

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