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Schreckliche Zeiten

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Mit der zweiten Fortsetzung seiner Spessart-Geschichten verheißt uns Regisseur Kurt Hoffmann „Herrliche Zeiten im Spessart“. Er versucht hier die Tradition semer beiden Erfolgs-streifen „Das Wirtshaus im Spessart“ und „Das Spukschloß im Spessart“ fortzusetzen. Die Betonung liegt dabei auf dem Wörtchen „versucht“. -Die Idee ist an sich ja ganz nett. Aber Günter Neumann, der bekannte Berliner Kabarettist, verfaßte hier kein eigentliches Filmdrehbuch, sondern schrieb mehrere handlungsparallele Sketches, die in verschiedenen Zeitepochen abrollen. Nun, das haben andere vor ihm auch schon — wenn nicht sogar besser — gemacht. Die paar gelungenen Anspielungen und Wortpointen sind so spärlich gesät, daß sich die Enttäuschung über das neueste Opus des „ Wunderkinder-Mitautors kaum zurückhalten läßt. Auch Regisseur Kurt Hoffmann enttäuscht diesmal schwer. Scheinbar ist auch dieser einst so bewährte Filmmann der deutschen Filmkrise zum Opfer gefallen und macht nun den Produzenten der Wallace-Krimis nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ Konkurrenz. War das „Wirtshaus“, bei dem Wilhelm Hauff Pate stand, wenigstens noch poetischheiter, prasselte im „Spukschloß“, bei aller Eigenwilligkeit, noch ein Pointenfeuerwerk hernieder, so sind mit den „Herrlichen Zeiten“ eher schreckliche Zeiten im Spessart angebrochen. Dieser mißlungene Film beweist vor allem, daß Regisseur und Drehbuchautor etwas eingebüßt haben, wofür sie früher berühmt waren: den guten Geschmack.

Schreckliche Zeiten beschwört auch der neueste Streifen des „Elektra“-Regisseurs Michael Cacoyannis „Der Tag an dem die Fische kamen“. Cacoyannis, der diesmal gleich für Drehbuch, Produktion, Kostüme und Regie verantwortlich zeichnet, sieht das Schicksal einer Menschheit vor sich, die einerseits einen technischen Gipfel erreicht hat, der kaum mehr zu überbieten ist. anderseits in der Masse im Begriffe ist, so zu verdummen, daß sie nicht mehr imstande ist, ihren wissenschaftlichen Fortschritt zu bändigen. Der Film ist jedoch leider insgesamt etwas zu uneinheitlich geraten, um künstlerischen Lorbeer beanspruchen zu können. Satire, Romanze, Schwank und Spannung sind zu kunterbunt miteinander vermischt, um noch das Grundkonzept des Regisseurs — makaber gestaltete Zeitsatire — durchscheinen zu lassen. So bleibt der interessante Streifen in Details künstlerisch und thematisch packend, entläßt aber den Zuschauer ob der Inkonsequenz unbefriedigt, mit der hier ein sehr brisantes Thema abgewandelt wurde. Photographisch bieten vor allem die Tanzszenen mit den phamtasievollen Kostümen des Regisseurs dem Kameramann Walter Lassally Gelegenheit zu faszinierenden Farbaufnahmen, doch läßt die Farbqualität leider stellenweise sehr zu wünschen übrig.

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