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Visuelles Theater

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Trotz der finanziellen Schwierigkeiten und des tobenden Krieges im ehemaligen Jugoslwien, der dem Festival wesentlich zum Nachteil gereicht, gab es heuer im friaulischen Cividale schon das vierte internationale Theatertreffen. Die idealistischen Organisatoren des „Mittelfestes” wollen Cividale als „Freizone” des kulturellen Dialogs im mitteleuropäischen Raum sehen.

Im Zeichen Österreichs stand heuer die Eröffnung: Eine Musikkapelle aus Klagenfurt und die Lippizaner, die zu Beethoven-Musik im Park des Paolo Diacono-Kollegs tanzten, sorgten für ein schönes, wenn auch ein bißchen ungewöhnliches Erlebnis.

„In Memoriam P.P.Pasolini” hieß eine vom Film „Teorema” inspirierte Aufführung des Tanztheaters aus Rudapest. Die Huldigung an einige große Persönlichkeiten unseren Jahrhunderts, die Literatur und Theater wesentlich geprägt haben, wie Pier Paolo Pasolini, Bela Bartok, Tadeusz Kantor oder Thomas Bernhard, war der Leitfaden des diesjährigen „Mittelfestes”.

„Einfach kompliziert”, einer der letzten Texte von Thomas Bernhard, gehörte zu den Höhepunkten des Sprechtheaters in Cividale. Roberto Herlitzka spielte mit großer Rravour einen alten, einsamen Menschen, einen ehemaligen Schauspieler, der in vielen Zügen an den Autor selbst erinnert. In einem Monolog voll Obsessionen und herber Ironie hielt er das Publikum in Atem.

Gruppen aus den ehemaligen Ostblockstaaten verzichteten auf das Wort zugunsten visueller Ausdrucksformen. „Lepa Vida” („Schöne Vida”) des Koreodrama-Theaters aus Ljubljana war dafür ein großartiges Reispiel. Damir Zlatar Frey und Andrej Strazisar (Rühnenbildner) gründeten ein Autorentheater, das im europäischen Expressionismus wurzelt und an die Erfahrungen des Kantor-und Grotowski-Theaters anknüpft. Das Drama des slovenischen Symbolisten Ivan Cankar wurde zu einer Aufführung voll unerschöpflicher Fantasie und außergewöhnlicher schauspielerischer Intensität. Die Ruhne ist in einen Riesenkasten verwandelt, der sich mit unzähligen Türen öffnet, in denen Gestalten auftreten und verschwinden. Die Rilder auf der Ruhne erinnern an die Malerei Arnold Röcklins und deren Symbolik. „Lepa Vida” ist eine große Metapher des Leidens und der Undefinierten Unruhe unseren Jahrhunderts. Cesare Tomasetig, der geistige Vater des „Mittelfestes” glaubt an die Kraft der Ideen. Sein inszenierter Essay war ein Glaubensbekenntnis.

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