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Winterballade

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Das Linzer Landestheater brachte im großen Haus als Erstaufführung das selten gespielte Drama Gerhart 'Hauptmanns „Winterball'ade“, '“'Es wurde angeregt' durch 'die“ Novelle von Selma Lagerlöf „Herrn Arnes Schatz“. Die sieben Szenen handeln von drei schottischen Offizieren, die nach Beendigung ihrer Waffenverpflichtung im schwedischen Dienst durch Vereisung der Küste an der Heimfahrt gehindert sind, ohne Sold und Tätigkeit immer mehr verkommen und von Raub und Totschlag leben. Im Vordergrund steht Sir Archie, der am Verbrechen führend beteiligt ist, aber auch daran zugrunde geht. Herausgearbeitet wird die eigenartige innere Bindung, die zwischen ihm und der einzigen Überlebenden der Mordnacht entsteht. Der plötzliche Tod des gleich ihr geistig verwirrten Sir Archie enthebt Pfarrer Arnesohn der Rache für seinen ermordeten Vater. Der Regisseur Walter Czaschke war bemüht, das Zwiespältige des Stük-kes glaubhaft zu machen und das Schaurige zu dämpfen. Hans Ohland sucht als Bühnenbildner das Übersinnliche und Düstere zum Ausdruck zu bringen. Adolf Scherbaum steuert eine dezent untermalende Musik bei. Von den Darstellern der drei schottischen Mörder ist Friedrich Grossart als Sir Archie an sich ein zu intellektueller Typ, doch wird er allen Anforderungen gerecht. Typenmäßig ist Paul Görden als Sir Douglas am meisten entsprechend, während Werner Englert als Sir Donald fehl eingesetzt ist. Die besonders schwierige Rolle der jungen Elsalil, der Überlebenden der Mordnacht, die dem Mörder Sir Archie in geistiger Verstörtheit und Haßliebe folgt, wurde zu Recht der jungen Gerlinde Döberl anvertraut. Eine ausgezeichnete Leistung verdanken wir wieder Georg Matthes als Pfarrer Arnesohn, der den Mord an seinem Vater zu rächen bestrebt ist, dem die Rache aber verwehrt bleibt, denn „die Hand des Herrn hat ihn erreicht“. Auch alle übrigen Mitwirkenden entsprachen voll den gestellten Aufgaben. Das Premierenpublikum des voll besetzten Hauses dankte den Darstellern für die hohen künstlerischen Leistungen mit starkem Beifall. Daß er nicht stürmischere Formen annahm, lag wohl am Stück.

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