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Wo ist Shakespeare?

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Wer ins Schloß theater Schön-brunn gekommen ist, um „Viel Lärm um nichts” von William Shakespeare zu sehen, der ist sicher enttäuscht worden. Thomas Birkmeiers Bearbeitung mit den Studierenden des Max-Beinhardt-Seminars ist eine recht eigenwillige Interpretation der eli-sabethanischen Komödie.

Der brillante Wortwitz Shakespeares, der den Hauptreiz seines Spieles und des Tändeins ausmacht, wirkt verfremdet. Birkmeier macht sich über die Liebe lustig und zieht sie derart ins Lächerliche, daß die Liebe, die eigentlich der Hauptgegenstand der Handlung sein sollte, abhanden kommt. Seine Pi-nocchio-Bearbeitung im Rahmen des Theaters der Jugend war gelungener und entsprach mehr dem Original.

Die gefühlvolle Liebesgeschichte zwischen Claudio und flero verkommt zu einer Posse ä la „Her mit” den kleinen Engländerinnen”. Die Musik von Dean Martin, die jungen Männer in der Badehose und das Schlauchboot, hinter dem sich Benedikt versteckt, rufen derartige Assoziationen hervor. Claudio (Maik Solbach) und Hero (Simona Hengge) entsprechen diesem Klischee der pubertierenden Liebe. Birkmeiers Persiflierungen und Anspielungen auf das Theater von heute sind zu plakativ und das auf Kosten des Lustspiels. Prachtstücke drastischer Komik sind die beiden Gerichtsdiener Holzapfel (Marc Menzel) und Schlehwein (Jens Ole Scmieder). Sie werfen mit Fremdwörtern um sich, die passagenweise amüsant sind, etwa „verkommenes Aquädukt”.

Simon Hatzi besticht in jeder Rolle, als Aurelio ebenso wie als Rruder Franziskus und als Amtsschreiber. Reatrice (Maria Hengge), die zungenfertige Männer- und Ehefeindin, tritt dem nicht minder schlagfertigen, frauenfeindlichen Benedikt gegenüber. Im Sinne der Inszenierung verkörpern sie das „ultracoole” Liebespärchen.

Die Reinhardt-Seminaristen, enthusiastisch, dynamisch mit ihrem jugendlichen Elan, sind wandlungsfähig, wenn tragische Töne anklingen. Ein amüsanter Abend für jene, die sich nicht das Original erwarten.

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