7125102-1997_01_19.jpg
Digital In Arbeit

Turbulenter „Cyrano"

Werbung
Werbung
Werbung

Michael Schottenbergs Inszenierung des „Cyrano de Bergerac" von Ed-mond Bostand im Wiener Volkstheater provoziert gemischte Gefühle. Das Publikum liebt das höchst unmoderne Stück, für Begisseure und Darstel ler ist es eine Herausforderung, doch für erstere eine von anderer Art als für letztere.

Vom Hauptdarsteller fordert es Mut zu großen Gefühlen, vom Begis-seur Mut zum großen Aufwand. Doch nur zu leicht erschlägt der Aufwand die Gefühle. Denn die Liebesgeschichte im Kriegsgeschehen braucht Intensität und ein Mindestmaß an Stille.

Auf den ersten Blick könnte man meinen, genau dies, das Erschlagen der großen Gefühle durch den großen Aufwand, sei diesmal passiert. Hört man aber Toni Böhm als Cyrano genauer zu, drängt sich nicht der Eindruck auf, daß dieser sehr gute, aber auch sehr intellektuelle Schauspieler solche Stille mit Intensität hätte füllen, daß er die großen Gefühle und die schon etwas sehr sentimentale Romantik des Cyrano hätte glaubhaft machen können. So daß sich die pausenlose Turbulenz und der Reigen mehr oder weniger witziger Einfälle, mit denen Schottenberg das Publikum bedient, als geschicktes Kaschieren dieser Schwäche erweist.

Sehenswert ist Maria Bill in der Bolle des Christian, der seine Boxane nur bekommt, weil ihm Cyrano die Worte leiht, ohne die bei dieser Dame nichts geht. Ihre Wärme und Lebendigkeit bekommen der Figur gut, freilich ist Maria Bill auch stark unterfordert.

Wirklich auf ihrem Niveau war sie leider schon lang nicht mehr zu sehen, und das ist schade.

Nicole Ansaris Roxane bleibt etwas blaß, Roger Murbach und Rainer Frieb erfreuen in ihren Nebenrollen.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung