Cyrano-de-Bergerac - © Foto: Nikolaus Ostermann

„Cyrano de Bergerac“: Mit Verve in den Vers

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Das Burgtheater bringt eine Neufassung von Edmond Rostands berühmtem Versdrama auf die Bühne – gereimt wird nun in Rap-Manier.

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Das Burgtheater bringt eine Neufassung von Edmond Rostands berühmtem Versdrama auf die Bühne – gereimt wird nun in Rap-Manier.

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In erfrischender Unverblümtheit kommt die jüngste Adaption des berühmten Dramenstoffs „Cyrano de Bergerac“ daher. Der englische Bühnenautor Martin Crimp hat sich für die Neufassung an den Spoken-Word-Poeten und Rap-Virtuosen unserer Zeit orientiert. Am Burgtheater ist sein Stück nun in der Übersetzung von Ulrich Blumenbach und Nils Tabert, inszeniert von der jungen Regisseurin Lily Sykes als wahres Glanzstück unprätentiöser Theaterkunst zu sehen. Im Mittelpunkt Franz Pätzold als Titelheld. Ohne seine nuancierte Performance könnte dieser Abend nicht gelingen.

Mit viel Verve und Charme haucht er den kantigen Reimformen Leben ein: „Wir tun uns zusammen und bilden ein Team / du teilst mit mir dein hübsches Gesicht / Und ich teil mit dir mein Talent fürs Gedicht“. Gesagt, getan, und eine fatale Dreiecksbeziehung nimmt ihren bekannten Lauf. Denn im Gegensatz zur Sprache bleibt die Handlung Edmond Rostands Original von 1897 (fast) vollständig verpflichtet. Also keine hollywoodreife Liebeskomödie mit Happy-End-Garantie.

Es ist das Jahr 1640, Paris hat sich der Poesie verschrieben, und die Literaten sind von Kardinal Richelieus Gunst abhängig. In der Garderobe der Académie française wird gereimt und geprobt, was das Zeug hält. Und das schon vor Beginn der Aufführung. Die Schauspieler sind dafür im gesamten Theatersaal unterwegs. Sogar für eine kurze Fechteinlage und ein paar Schnappschüsse bleibt noch Zeit. Bless Amada im Musketierkostüm leitet durch den Abend.

Der erste Akt beginnt mit einem Poetry-Slam-Wettkampf. Star der illustren Runde ist der großnasige Kadett Cyrano, der lässt sich auch im absolutistischen Frankreich nicht unterkriegen: „Ich bleib Außenseiter, verzichte auf eine Leiter / in den Arsch von Kulturfunktionären – und weiter“. So gut wie er versteht es keiner, mit der Kraft der Worte wie auch mit dem Degen zu überzeugen. Nur im Backcafé der Madame Leila, das auch als Buchladen und Schule für Dichtkunst fungiert (Großartig, wenn sich das Ensemble als wissbegierige Schülerschar mit Allongeperücken verkleidet und dichtend einer Zitronentarte huldigt), verlassen Cyrano die coolen Sprüche.

Bei einem vermeintlichen Tête-à-Tête mit Roxane, einer wissbegierigen und gendersensiblen Studentin, gesteht sie ihm ihre Liebe zum Kadettenkollegen Christian (Tim Werths). Lilith Häßle gibt die Roxane zickig und gewitzt. Vom Schwerenöter De Guiche (Markus Scheumann) wird sie allerdings in arge Bedrängnis gebracht. Um den Avancen zu entgehen, heiratet sie Hals über Kopf Schönling Christian. De Guiche revanchiert sich mit einem Einberufungsbefehl, und für Cyrano und Christian geht es mitten hinein in den Dreißigjährigen Krieg.

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