7083705-1994_08_10.jpg
Digital In Arbeit

Nord-Süd-Konflikt

Werbung
Werbung
Werbung

Wenn Städte iimerhalb von Jahrzehnten von einer Größe von mehreren 100.000 Einwohnern auf mehrere MiUionen anschweUen, so kaim diese Entwicklung nur zu totaler Entwurzelung der zuströmenden Bauern führen. Wer sollte diese Menschenmassen auch integrieren? Notwendige Folge dieser Entwurzelung ist nicht nur materieUes Elend (es ist an sich schon tragisch genug), schwerer wiegt wahrscheinlich die geistige und seelische Krise, in die diese Menschenmassen gestürzt werden.

Ihrer angestammten Traditionen entfremdet und enttäuscht von den nicht verwirklichten Fortschrittserwartungen werden die Slumbewoh-ner anfaUig für Heilsverheißungen jeghcher Art. Auf diesem Hintergrund ist es verständüch, daß Sekten (wie in Lateinamerika), fundamen-taUstische religiöse Strömungen (wie im Islam) und vor allem revolutionäre Befreiungsbewegungen enormen Zulauf haben.

Auf dem Hintergrund dieser Ra-dikaUsierung ist der Nord-Süd-Konflikt zu sehen. Er hat nicht - wie viele heute irrtümlich meinen - an Aktualität verloren. Im Gegenteil: In den Sliuns der Milhonenstädte der Entwicklungsländer wächst das Potential zur existentiellen Bedrohung des reichen Nordens, dessen protzeri-scher Reichtxmig den Armen dieser Welt auch noch tagtäglich auf den Büdschirmen vorgeführt wird.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung