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Wo aus Gedanken Blätter sprießen

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Christian Macketanz, einer der ganz wenigen begnadeten Maler dieser Zeit in unserem Land - er stammt jedoch aus Holstein, studierte in Wien an der Hochschule für angewandte Kunst bei Maria Lassnig und Hubert Schmalix, und lebt auch hier - schenkt seinen beseelten Gestalten einen wärmenden Mantel, beschützt sie vor Einsamkeit, verleiht ihnen die Macht zu schweben, setzt sie an einen gedeckten Tisch und schickt jedem seinen persönlichen Nothelfer.

Der Künstler versteht es, den Betrachter als Zeugen des mystischen Geschehens in seine Bilderzählungen einzubeziehen. Seine Gestalten besitzen eine Aura, die gefangennimmt, jedoch auf eine Art, die mit „... halb zog sie ihn, halb sank er hin" am treffensten umschrieben scheint.

Macketanz' zum Glück niemals „in Mode" gewesener Erzähl-und lasierender Malstil läßt sich am ehesten von antiker Fresken-und Vasenmalerei ableiten, trägt aber auch den Charme von Roko-ko-Bozzetti in sich.

In dick bauschige Gewänder gehüllt, die seine Figuren zu kokonartigen Skulpturen werden lassen, heben diese von allem Alltäglichen ab. Ihre tiefliegenden Augen, ihre mit Amorsbögen weiß gehöhten Lippen lassen Entrücktheit und Fruchtbarkeit zugleich ahnen, eine Mischung aus Heidentum und tiefgläubiger Christenheit, wie sie zuvor nur in der römischen Katakombenmalerei des Urchristentums anzufinden war.

Christian Macketanz.

Galerie Hilger, Dorotheergasse S, 1010 Wien. Di bis Fr. 12 bis 18 Uhr, Sa 10 bis U Uhr; Bis 23. Juli

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