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Vierzig Prozent der Deutschen sagen, Friedrich Merz wäre ein guter Kanzlerkandidat. Sind meine Landsleute eigentlich verrückt geworden? Ich kann diesen Typ nicht ausstehen. Dieser verbissene, wütende, blutleere Gesichtsausdruck. Dieses Wichtigtuerische. Der Mensch mag an den anderen meist das nicht, was er an sich selbst nicht mag. Meine Oma hat das immer zu meiner Tante gesagt, wenn die über die Nachbarin gelästert hat. Was, bitteschön, verbindet Merz und mich? Seine Millionen fallen schon mal aus. Er ist eine Rampensau, ich nicht. Und dann dieses ewige Hinhacken auf Merkel. Unsachlich ist das. Unprofessionell. Dass Merz Merkel nicht verzeiht, dass sie ihn 2002 als Fraktionsvorsitzenden fallengelassen hat, ist offensichtlich. Wegen meiner dicken Waden haben mich zwei Buben immer im Schulbus gehänselt. Heute sind sie Familienväter und mit meinem Schwager befreundet. Ich schaffe es kaum, sie zu grüßen. Meine Cousine ist an meinem 18. Geburtstag mit ihrem Schwarm ins Kino gegangen und nicht auf meine Party. Das war 1996. Jedes Jahr, wenn sie mir zum Geburtstag gratuliert, erinnere ich sie daran. Und einer meiner Ex-Chefs ließ mich die Loser-Stories schreiben und gab den männlichen Kollegen die Titel-Geschichten. Seine Freundschaftsanfrage auf Facebook ist seit fünf Jahren unbestätigt. In puncto Nachtragendsein stehen wir uns, Merz und ich, in nichts nach. Ich schaue mir seine letzte Rede auf YouTube an. Merz referiert über „Stärke, Orientierung und Führung“. Jemand hält das Schild „Ein Herz für Merz“ in die Höhe. Hallo? Merz will nicht mein Herz, sondern meine Stimme. Und die kriegt er nicht in 100 Jahren. Da bin ich unerbittlich.

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