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Abgesang in Prosa

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Wie vielen Lyrikern sind Karl Krolows Gedichte zur Vorlage geworden, nach der sie ihre eigenen Methaphernspiele arrangiert haben? Dieser ungewissen Zahl steht die eine Gewißheit gegenüber: keinem einzigen ist esgelungen, die ironische Anmut und die kosmische Komik des Meisters zu erreichen.

Derzeit lagert Karl Krolow in der Tiefkühltruhe der Literaturforschung, für die Fachwelt immer griffbereit, um in ein Dauerpräparat des deutschen Gedichts, wie es für die Jahrhundertmitte charakteristisch war, verwandelt zu werden.

Der Mensch Krolow aber muß Zusehen, wie es mit ihm weitergeht. Von Werk und Ruhm gereift, gaukelt er sich keinerlei Zielvorstellungen mehr vor. Also schlüpft er in eine Figur, Späth genannt, auf deren ordentlichen Beruf es, wie Krolow versichert, überhaupt nicht mehr ankommt. Der Reiz der vorliegenden Notizen des Herrn Späth liegt darin, daß ein pensionierter Jedermann als scharfsichtiger Spaziergänger in sein Vergehen hinübergeht.

Trotz des Schreckens einer zuweilen panikartigen Leere und der Gewißheit, todespflichtig zu sein, bleibt ihm die Bereitschaft für das Haltbare.

Die Lebenskraft, die uns hier noch weiterführt, ist vielleicht schon die Macht des anderen Bereichs. Ebenso anstrengungslos wie entschlossen, und darin der Musik ähnlich, verklingt der Prosaband des Lyrikers Karl Krolow.

IM GEHEN. Von Karl Krolow. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1981. 87 Seiten, öS 137.10

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