6832066-1974_44_13.jpg
Digital In Arbeit

Abschied von David Oistrach

Werbung
Werbung
Werbung

In seinem Amsterdamer Hotel starb am vergangenen Donnerstag, kurz vor vier Uhr früh, der erst 66jäh- rige David Oistrach. Seit dem 7. Oktober in Holland weilend, wo er einen Brahms-Zyklus mit insgesamt sechs Konzerten dirigieren sollte und diesen bis auf das letzte auch absolviert hatte, bereitete die dritte Herzattacke dem Leben dieses großen Künstlers ein Ende. Seit 1961 trat Oistrach auch als Dirigent vor die Öffentlichkeit, wobei er oft als Solist die erste Geige oder den Solopart spielte. Und gerade in dieser Doppeltätigkeit konnte man einen feinfühligen, hochmusikalischen Künstler bewundern, der aber wohl seine physischen Kräfte ein wenig überschätzt hat. — David Oistrach war ein nobler, hochgebildeter und umgänglicher Mensch, ohne alle Starallüren. Auch war er einer der ersten großen russischen Musiker, die nach Kriegsende in Wien konzertierten. Der Musikverein wurde sozusagen sein zweites „Stammhaus“, und die Wiener Gesellschaft der Musikfreunde hat ihn zu ihrem Ehrenmitglied ernannt. Niemand, der ihn gehört oder einmal mit ihm gesprochen hat, wird ihn vergessen. Er wurde 1908 in Odessa geboren, wo es damals noch ein Getto gab, dessen Zentrum die bekannte „Mol- dowanka“ war. — Warum gerade in dieser Stadt so viele später berühmt gewordene Geiger heranwuchsen und zur weiteren Ausbildung nach St. Petersburg oder nach Moskau weitergegeben wurden, das mag man in der autobiographischen Skizze „Erwachen“ von Isaak Babel nach- lesen.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung