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Alptraum

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„Heute wäre ich glücklich, wenn die Volksabstimmung über die Inbetriebnahme von Zwentendorf negativ ausgegangen wäre“, flüsterte unser Außenminister Pahr, als er schweren Herzens in die Sondermaschine der AUA kletterte, die ihn nach Teheran bringen sollte.

Ganz Österreich denkt so wie er, seit die persischen Revolutionsgarden auch die österreichische Botschaft besetzt, die rot-weiß-rote Fahne heruntergerissen und auf der Straße vor dem Gebäude ein Kreisky-Bild mit der Aufschrift „Feind der Menschheit“ verbrannt haben.

Und dabei hatte es doch wirklich schon so ausgeschaut, als sei unser Vertrag mit dem Schah über die Endlagerung von österreichischem Atommüll im Iran nach der Machtübernahme Khomeinis in Vergessenheit geraten.

Natürlich sind wir jetzt klüger und wissen, daß Khomeini uns nicht geschont hat, weil wir so Habe Leuteln san, sondern weil es manchmal besser ist, einen Trumpf in der Hand zu behalten, als ihn gleich auszuspielen. Jetzt ist er froh, daß er uns hat. Uns und den verwünschten Atommüll-Vertrag mit dem Schah. Was könnte ihm als Möglichkeit, von seinem Mißerfolg in der amerikanischen Botschaft abzulenken, gelegener kommen?

Da wird also Österreichs guter Außenminister nicht umhinkönnen, in den sauren Apfel zu beißen und den Schah ein blutrünstiges Monster, einen Massenmörder und Erzverbrecher und einen Oberfeind der Menschheit nennen. Vor laufenden Fernsehkameras natürlich.

Schließlich geht es um das Leben unserer Diplomaten und ihrer Hilfskräfte. Um ihretwillen müssen wir Khomeinis übertriebene und maßlose Anklage „Österreich wollte das persische Volk vergiften“, wortlos einstecken.

Wie schön, wenn man jetzt aus einem solchen Alptraum erwachen kann. Ohne Kem- energieproduktion in Zwentendorf. Und ohne Atommüll- Vertrag mit dem Schah.

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