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Amundsen ohne Flitter

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Historisches Geschehen, locker und romanhaft aufbereitet pflegt die Gemüter nicht gerade aufzuwühlen. Trotzdem soll der Norweger Kare Holt mit seiner „Doppelbiographie“ der Polarforscher Scott und Amundsen in Norwegen die Meinungen polarisiert, Entrüstung und begeisterte Zustimmung hervorgerufen haben. Nun ja, er rüttelt an einem nationalen Denkmal. Der Brite Scott, der als zweiter den Südpol erreichte und auf dem Rückweg starb, und der sonst eher als Versager dargestellt wird, kommt bei Holt wesentlich besser weg, als sonst. Dafür räumt er vom gängigen Amundsen-Bild einigen Flitter ab; schon auf der ersten Seite geht es los: „Sein Haßvermögen sollte sich als groß erweisen, die Fähigkeit zur Loyalität seinen wenigen Freunden gegenüber war jedoch nicht geringer — solange die Freunde seine Überlegenheit anerkannten und ihm nützlich sein konnten.“

Die Sinnlosigkeit des unerbittlichen Wettlaufes zwischen Scott und Amundsen wurde selten so stark herausgearbeitet. Holt entlarvt gründlich gewisse Sublimierungen der menschlichen Aggressivität.

SCOTT I AMUNDSEN — WETTLAUF ZUM POL. Von Kare Holt. Aus dem Norwegischen von Monika Hack. Verlag Zsolnay, Wien, 292 Seiten, 16 Illustrationen, 1 Karte, Schilling 230.—.

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