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„Andrea Chėnier“ in Innsbruck

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Für die letzte Opernpremiere dieser Spielzeit hat das Tiroler Landestheater „Andrea Chėnier“ von Giordano in der italienischen Fassung ausgewählt und kann damit wahrscheinlich einen Publikumserfolg mehr erringen; die Qualität der Aufführung läßt es jedenfalls wünschen.

Giordanos Musik ist eingängig, in ihrer Vereinfachung und Undifferenziertheit effektvoll, die Handlung wirkt unreflektiert, rührend, und erlaubt die Demonstration von edlen Gefühlen. Der von der Schreckensherrschaft der französischen Revolution geforderte Tod wird durch die Kraft der Liebe in einen Triumph verwandelt: Madeleine von Coigny geht freiwillig mit ihrem geliebten Beschützer, der auch noch ein berühmter Dichter ist und eigentlich für sie zum Tode verurteilt wird, zum Schafott. Diese veristische Oper mit den vielen romantischen Elementen kann heute weder schockieren noch beimruhigen - höchstens die Gegner des Banalen.

Die Inszenierung von Andrė Diehl und Gotthardt Schubert ist trotz einiger kleiner Naivitäten gut durchge- formt, die Bühnenbilder von Peter Rieder und besonders die sehr schönen Kostüme von Gloria Berg tragen sehr zum Reiz der Aufführung bei. Als Dirigent bewährt sich wieder Edgar Seipenbusch, sorgfältig erarbeitet, präzise, expansiv, aber auch zurückhaltend durchsichtig bietet er die Partitur an, ohne natürlich über deren Banalitäten hinwegtäuschen zu können. Die gerade in den Alltagsszenen einer veristischen Oper notwendige Leichtigkeit und Ungekünsteltheit in Stimme und Gestik wird von den deutschsprachigen Sängern nicht immer erreicht. Doch mit Max He- chenleitner als Gėrard und Linda Trotter als Madeleine ist für eine ausgezeichnete sängerische Interpretation zweier Hauptrollen und damit für den Gesamterfolg des Abends gesorgt. Auch Nuccio Saetta als Chėnier bietet eine seiner bisher besten Leistungen, er zeigt sich sicherer, leidenschaftlicher und gelöster.

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